Hintergrund
Der israelisch-palästinensische Konflikt und seine Wurzeln
Die zionistische Bewegung mit dem Bestreben, eine neue Heimstätte des jüdischen Volkes in Palästina zu schaffen, ist Ende des 19. Jahrhunderts in Europa entstanden, auch wenn die ideologischen Wurzeln dieser Bewegung viel weiter zurückliegen. Anders als in den jüdischen Gemeinden arabischer Länder war der europäische Zionismus nicht religiös, sondern nationalistisch motiviert. Theodor Herzl, der aus einer assimilierten österreichisch-jüdischen Familie stammte, gründete die Bewegung 1897, also zu einer Zeit, als Österreich und Deutschland noch junge Nationalstaaten waren. Motiviert war er durch den antisemitischen Prozess gegen General Dreyfuss in Paris, den er als Journalist beobachtet hatte, sowie durch die nationalistische Aufbruchstimmung in seinem Land. Die zionistische Besiedlung Palästinas begann sehr früh. Pionierinnen und Pioniere – vor allem aus Osteuropa – kamen nach Palästina, um ein vorgeblich leeres Land urbar zu machen.
Jüdische Einwanderung in Palästina
Das Ende der osmanischen Herrschaft und der Beginn des Britischen Mandats über Palästina 1918 lösten einen großen ökonomischen – und in Folge sozialen – Umbruch innerhalb der palästinensischen Gesellschaft aus, der durch die europäisch-jüdische Einwanderung verstärkt wurde. Bis zum Holocaust war Zionismus die Ideologie einer Minderheit europäischer Jüdinnen und Juden und die Einwanderung relativ gering. Nach 1945 flüchtete ein großer Teil der Holocaust-Überlebenden nach Palästina, allerdings nur selten aus den ideologischen Beweggründen des Zionismus. Im weiteren Verlauf sahen jedoch immer mehr Jüdinnen und Juden darin eine mögliche Befreiung von antisemitischer Verfolgung in Europa.
Gründung des Staates Israel
Als die Gründung des Staates Israel 1948 von den Vereinten Nationen anerkannt wurde, standen Europa, die Sowjetunion und die USA noch unter dem Schock des Holocaust. Sie waren es, die der Gründung Israels als erste zustimmten. Die arabischen Staaten haben die Gründung Israels abgelehnt. Für sie war es in erster Linie eine europäische Kolonie im Nahen Osten, die zur Zeit der Dekolonialisierung in der Region neu gegründet werden sollte. Der Holocaust als Teil europäischer und nicht arabischer (sowie arabisch-jüdischer) Geschichte, spielte in der arabischen Israelpolitik keine Rolle.
Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung
Was für die israelische Seite der Unabhängigkeitskrieg 1947/48, ist für die palästinensische Seite die Naqba, die Katastrophe der Vertreibung. Seit Mitte der 1980er Jahre israelische Staatsarchive geöffnet wurden, wird langsam auch in Israel die Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung diskutiert. 375 Dörfer wurden dem Erdboden gleichgemacht und die Städte okkupiert. Ein Großteil der 750.000 Flüchtlinge – auf Grund des Bevölkerungswachstums wird die Zahl der Flüchtlinge und ihrer Nachkommen heute auf 3-5 Millionen geschätzt – wurde in Lagern in den arabischen Nachbarländern aufgefangen, ca. 150.000 blieben in dem Gebiet, das Israel wurde. Bis 1966 haben sie unter Militärverwaltung gelebt, bis heute sind sie Bürgerinnen und Bürger zweiter Klasse. Durch ihre israelische Staatsangehörigkeit sind sie von der arabischen Welt und auch einem Teil des palästinensischen Volkes, insbesondere Familienangehörigen, isoliert.
Israelische Besatzungsmacht
Mit der Besetzung der Westbank und des Gazastreifens im Junikrieg 1967 sind auch dort viele palästinensische Städte, Dörfer und Flüchtlingslager unter israelische Militärverwaltung gekommen. Die dicht besiedelten Gebiete stehen seit 1994 formal relativ eigenständig unter der Verwaltung der palästinensischen Autonomiebehörde. Gleichwohl ist durch diese Entwicklungen die palästinensische Gesellschaftsstruktur weitgehend zerstört worden.
Hinweis:
Bei der Bundeszentrale für politische Bildung
stehen die folgenden Apropos-Filme unter
www.bpb.de/filme zum Thema
zur Verfügung: 002 Israel und seine Armee 033 Shalom und Salam 034 Viele Völker und eine Nation 037 Alltag im Gaza 038 Gaza Beach Camp 039 Wasser für Palästina
Autor/in: Irit Neidhardt (Kuratorin für Filmreihen aus dem Nahen Osten, mec film Verleih), 21.09.2006