Inhalt
Die 6-jährige Maisie lebt mit ihren Eltern in einem luxuriösen New Yorker Apartment. Ihre Mutter Susanna ist Rocksängerin, ihr Vater Beale ein Kunsthändler. Maisies Welt besteht aus Bergen von Spielzeug und viel Freiraum – aber auch aus viel Streit und Einsamkeit. Denn während sie einerseits wie eine Prinzessin behandelt wird, beziehen ihre Eltern sie andererseits schonungslos in ihre heftigen Auseinandersetzungen mit ein. Ein Ruhepol bildet Margo, das Kindermädchen. Doch als sich Susanna und Beale trennen, gerät für Maisie auch diese Konstante ins Wanken: Um seine Chancen im Sorgerechtsstreit zu erhöhen, heiratet Beale Margo kurzerhand. Als Maisie bald darauf auch ein neuer Stiefvater präsentiert wird, ist das Chaos komplett – insbesondere, weil die Elternteile selbst plötzlich nicht mehr anwesend sind und die Betreuung des Kindes den neuen Partnern überlassen.
Umsetzung
Die Neuinterpretation des Romanklassikers von Henry James widmet sich ganz und gar der Perspektive des Kindes. Maisie taucht in jeder Szene auf, ihre Sicht auf die Welt und das Geschehen um sie herum sind zentral. Die Kamera scheint stets ihren verblüfften, aber ruhigen und stark beobachtenden Blick sowie ihre kindliche Wahrnehmung von Details nachzuahmen. Auch die akustische Ebene spiegelt oft ihre Empfindung: Der dumpfen Atmosphäre des Streits ausgeliefert und doch von den Gesprächen der Erwachsenen ausgeschlossen bleibt sie selbst stumm. Dann wieder bekommt der Film eine stürmische, energiegeladene und sehr humorvolle Tendenz, so wie Maisie auch ein lebhaftes Kind ist, das sich nach Leichtigkeit sehnt.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Der Film handelt von dem Innenleben eines Mädchens, das in einer sehr schwierigen und doch für viele Kinder alltäglichen Lebenssituation steckt. Mit großer Sensibilität und Detailgenauigkeit erzählt er von ihren Versuchen, in einer von ständigem Wechsel geprägten Welt Orientierung und die eigene Stimme wiederzufinden, das heißt auch, auf dem Radar der Erwachsenen nicht völlig zu verschwinden. Ebenso wird sehr anschaulich, was geteiltes Sorgerecht für ein Kind und seine Bezugspersonen real bedeutet und wie nur langsam eine neue, Sicherheit bringende Ordnung innerhalb der Patchworkfamilie entsteht. Vor allem für Schüler/innen, die sich für einen pädagogischen Beruf interessieren bzw. qualifizieren, kann der Film zum einen dazu dienen, die emotionale Situation des Kindes zu analysieren, und zum anderen, gesellschaftliche Entwicklungen zu diskutieren sowie die Frage, welche Wege dazu führen können, das übergeordnete Ziel des Kindeswohls zu erreichen. Ein lohnendes Thema für den Kunstunterricht wäre die besondere filmsprachliche Umsetzung.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Lisa Gadatsch, 24.04.2013, Vision Kino 2013.