Inhalt
Der österreichische Jude Leopold Weiss (1900-1992) war Anfang der 1920er-Jahre auf einer Reise in den Nahen Osten so von der arabischen Kultur fasziniert, dass er zum Islam konvertierte und sich fortan Muhammad Asad nannte. Seitdem machte er es sich zur Aufgabe, die tiefe Kluft zwischen der westlichen und der muslimischen Welt zu überwinden und Mittler zwischen den Kulturen zu sein. Als einer der bedeutendsten muslimischen Denker des 20. Jahrhunderts beriet er den Saudischen König, vertrat den jungen (muslimischen) Staat Pakistan bei den Vereinten Nationen in New York, betätigte sich als Autor und übersetzte den Koran in einer zeitgemäßen Fassung ins Englische. Diesem faszinierenden Menschen und Visionär, der in seinem Leben auch schwere Rückschläge einstecken musste, setzt der Österreicher Georg Misch ein Denkmal.
Umsetzung
Misch begibt sich anhand Asads Lebensstationen auf Spurensuche. Die abenteuerliche Reise führt ihn von Lviv in der Ukraine über Wien, die West Bank in den Palästinensischen Gebieten, Jeddah in Saudiarabien und die Nafud-Wüste bis nach Lahore in Pakistan, von dort weiter nach New York, wo Asads Sohn, Prof. Talal Asad, lebt, schließlich nach Tangiers (Tanger) in Marokko und nach Granada in Spanien, wo Asad begraben liegt. Auf dieser Reise, die allein schon seiner Bilder wegen beeindruckt, begegnet der Regisseur Menschen, die Asad persönlich kannten, von seiner Denkweise beeinflusst wurden, aber auch zum ersten Mal von ihm hörten. Rede und Gegenrede dieser Menschen sind im Sinne einer produktiven und nachvollziehbaren Streitkultur häufig in den betreffenden Szenen selbst arrangiert, statt sie wie sonst üblich, aus unterschiedlichen Interviews zu montieren.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Diese Vorgehensweise macht den Film für einen Einsatz im Unterricht besonders interessant. Hier werden keine einfachen "Wahrheiten" konstruiert, sondern das Publikum aufgefordert, sich ein eigenes Urteil zu bilden. In der nach 9/11 besonders emotional und von Vorurteilen und Halbwissen geprägten Debatte über Orient und Okzident leistet der Film Aufklärungsarbeit und unterzieht unsere häufig sehr stereotypen Bilder der beiden Kulturen und der "Bedrohung durch den Islam" einer kritischen Prüfung. Besonders geeignet erscheint der eine hohe Sprachfertigkeit und vor allem Kenntnisse zur Geschichte des 20. Jahrhunderts voraussetzende Film für gemischte Oberstufenklassen mit Schülern aus verschiedenen Kulturen und Religionen.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Holger Twele, 13.10.2008, Vision Kino 2008.