Inhalt
Die elfjährige Paloma lebt mit ihrer Familie in einer großzügigen Wohnung mitten in Paris. Weil sich das hochintelligente Mädchen weder von den viel beschäftigten Eltern noch von ihrer Schwester verstanden fühlt, beschließt sie, sich an ihrem nächsten Geburtstag das Leben zu nehmen. Im gleichen Haus lebt auch die mürrische Concierge Madame Michel. Unerwartet entwickelt sich zwischen der abweisenden Frau mittleren Alters und Paloma eine zarte Freundschaft. Auch in dem neuen Hausbewohner, dem Japaner Kakuro Ozu, findet Paloma einen Menschen, dem sie sich nahe fühlt. Langsam entdeckt sie, wie kostbar das Leben sein kann.
Umsetzung
Die Filmadaption von Mona Achache beruht auf Muriel Barberys Bestsellerroman "Die Eleganz des Igels". Stilsicher und mit einer differenzierten Charakterdarstellung wird eine liebenswerte Außenseitergeschichte erzählt. Durch Film-im-Film-Elemente gewinnt die chronologisch erzählte Handlung eine ironische reflexive Ebene: Bewaffnet mir einer Digitalkamera dokumentiert Paloma das Geschehen um sie herum, kommentiert im Voice-Over mit analytischer Schärfe menschliche Schwächen und Ereignisse. Der altkluge Sarkasmus ihrer Kommentare kann jedoch nicht über ihre innere Isolation hinwegtäuschen. Auch Madame Michel, auf den ersten Blick das Klischee einer barschen Hausmeisterfrau, verbirgt ihre Verletzlichkeit und ihr wahres "elegantes" Wesen vor der Außenwelt. Einfühlsam, mit ruhigen stimmungsvollen Bildern, untermalt von melancholisch sehnsüchtigen Klavierklängen, hat Regisseurin Mona Achache die Begegnung dieser beiden "eingeigelten" Individualistinnen in Szene gesetzt. Entstanden ist eine fantasievolle Hommage an die Freundschaft, das Leben und die Besonderheit jedes einzelnen Menschen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Humorvoll und visuell ansprechend führt der Film seine junge Protagonistin durch eine existenzielle Lebenskrise, die sie am Ende konstruktiv bewältigt. Vor allem in ethisch und gesellschaftlich orientierten Fächern bieten sich deshalb gute Möglichkeiten, Fragestellungen nach familiären Konstellationen und Rollenbildern aufzugreifen. Selbstfindung und Identitätsbildung, sowie das Bestreben, seinen eigenen Platz im Leben zu finden, Prozesse, die für die Entwicklung Heranwachsender relevant sind, können ebenfalls bearbeitet werden. Auch schwierige Themen wie Entfremdung, Selbsttötung, Tod und Trauer werden im Film unbefangen angesprochen und können im Unterricht reflektiert und vertieft werden. Auf filmästhetischer Ebene lässt sich die visuelle Gestaltung analysieren, vor allem die Funktion der Film-im-Film-Szenen ihre dramaturgische und inhaltliche Bedeutung.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Ula Brunner, 22.02.2010, Vision Kino 2010.