Inhalt
Schon vor dem Ende der DDR entstand die Idee zur Schaffung einer Treuhandsanstalt, die die DDR-Volkswirtschaft für den Fall einer Wiedervereinigung und Währungsunion vorbereiten sollte. Sie hatte das Ziel der Bevölkerung ihren Anteil am "Volkseigentum" zu sichern. Der Film
Goldrausch erzählt diese Geschichte der Treuhandanstalt von ihrer ersten Stunde, ihren ersten Protagonisten, der Übernahme der Rechtsaufsicht durch das Finanzministerium der BRD, ihren neuen Präsidenten Detlev Karsten Rohwedder und dessen Ermordung durch die RAF und schließlich die Auflösung der Treuhandanstalt im Jahr 1994. Hauptprotagonisten des Films sind die zwei ehemaligen Treuhanddirektoren Klaus Klamroth und Detlev Scheunert, die ihre eigene Verantwortung und Entscheidungen, Korruption, Subventionsbetrug, aber auch die grundsätzliche Mentalität in Frage stellen, mit der Investoren den Osten stürmten. Die Bilanz der Treuhand ist bekannt, der Fall aber noch lange nicht abgeschlossen: die Akten bleiben noch viele Jahre unter Verschluss.
Umsetzung
In
Goldrausch kehren die Hauptprotagonisten an alte Wirkungsstätten zurück. Verlassene Hinterhöfe, Bürohäuser und Industriebrachen. Archivaufnahmen zeigen diese Orte bevor sie dem Verkauf oder der Stilllegung geweiht wurden. Man hört "Spiel mir das Lied vom Tod" und blickt in die schweigenden Gesichter einer Betriebsbelegschaft während einer Demonstration: Bilder, die die Dramatik der Geschehnisse Ausdruck verleihen. Neben diesen Fernsehaufnahmen, sieht man Fotografien aus Privathaushalten, die die Umbruchszeit dokumentieren. Im Mittelpunkt jedoch stehen die Interviewpartner, die ihr eigenes Handeln reflektieren. In chronologischer Anordnung werden die größten Treuhandskandale dokumentiert und kommentiert. Weitere Zusammenhänge werden durch einen Off-Kommentar erläutert. Das historische Urteil, das der Film fällt ist klar und bedarf keiner weiteren Polemik.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Die Aufarbeitung der DDR-Geschichte und der Wiedervereinigung ist noch lange nicht abgeschlossen. Eine neue Diskussion wird entfachen, sobald die Akten der Treuhand der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und damit die Aufklärung vieler möglicherweise wirtschaftskrimineller Vorgänge im Umkreis der Treuhand ermöglicht wird. Bis dahin liefert der Film
Goldrausch ein Gegenbild zu der Erzählung von der Wiedervereinigung als gradliniger Erfolgsgeschichte und bietet für den Geschichtsunterricht interessanten Gesprächsstoff. Grundsätzlich geht es aber auch um eine der größten wirtschaftspolitischen Umbrüche des letzten Jahrhunderts. Innerhalb weniger Jahre wird eine Planwirtschaft in die Marktwirtschaft überführt. Die Konsequenzen für eine Volkswirtschaft, die damit einhergehen, sollten nicht nur aus wirtschaftlicher, sondern auch aus ethischer Perspektive beleuchtet werden.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Elena Solte, 26.07.2012, Vision Kino 2012.