Inhalt
Brechts Baal, Genuss suchender Träumender, lebt und liebt das Leben. Doch bald schon durchdringt die Diktatur der Nazis die privaten Beziehungen, Hoffnungen, Sehnsüchte und Gefühle der Menschen. Der "alltägliche Faschismus" aus Mitläufertum, Gleichgültigkeit, Feigheit, Verrat, Bespitzelung und Überwachung wird Teil einer verdrängten Schuld. Einige wenige im Lande finden die Kraft, sich bewusst aufzulehnen; andere, die ins Exil geflüchtet sind, beginnen, sich über ihre Lage klar zu werden und Rechenschaft abzulegen.
Umsetzung
Szenen und Dialoge aus
Baal, der
Dreigroschenoper, vor allem aber aus den
Flüchtlingsgesprächen und
Furcht und Elend des Dritten Reichs werden zusammen mit Liedern zu einer Spielfilm-Collage montiert – dramaturgisch zugespitzt durch die eindringliche Rezitation von Gedichten, Briefen und Tagebüchern Brechts durch seine Tochter Hanne Hiob. Die Fokussierung auf die "Verarbeitung" des "Dritten Reichs" ohne vordergründige Aktualisierung überlässt es dem mündigen Rezipienten, sich selbst ein Bild davon zu machen, wofür Bertolt Brechts Zeitgenossenschaft, seine präzise Beobachtungsgabe und nicht zuletzt seine literarischen Fantasien und szenischen Erfindungen stehen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Der Film eignet sich, Kenntnisse des Brechtschen Werkes vorausgesetzt, gut für den Unterricht in der gymnasialen Oberstufe – gerade auch weil er in seiner werkgetreuen Darstellungsweise zum Widerspruch anregt. Der Film setzt sich kritisch mit der Nazi-Zeit auseinander, exemplarisch vermittelt er Brechts episches Theater. Er schafft Distanz zur sprachgewaltigen Sperrigkeit und ermöglicht es Schülern anschaulich, einen eigenständigen Weg zu Facetten des Werks wie zur Aktualität dieses politischen Dramatikers, Dichters und Denkers zu suchen und zu finden.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
17.08.2006, Vision Kino 2006.