Einst als Findelkind aus dem Wasser gefischt, hat der 11-jährige Pinky nur ein Ziel: als Schiffsjunge in die Mannschaft des Käpt’n Säbelzahn aufgenommen zu werden und ein echter Pirat zu werden. Und tatsächlich verschlägt ihn das Schicksal auf die „Dark Lady“, das Schiff von Käpt´n Säbelzahn, mit dem er Kurs auf das geheimnisvolle Land Lama Rama und seine sagenumwobenen Goldschätze nimmt. Zwischen rasselnden Säbeln und der rauen See findet Pinky schnell heraus, auf wen er sich wirklich verlassen kann: Seine Freundin Raven, die als blinder Passagier auf der „Dark Lady“ versteckt war, und ein kleiner Affe stehen ihm bei allen Abenteuern treu zur Seite. In Lama Rama erwarten die Freunde ein sehr außergewöhnlicher König, eine handfeste Intrige und jede Menge Abenteuer, bei denen Pinky beweisen kann, dass er der beste Schiffsjunge der Welt ist. Als sich endlich die Tore zur Schatzkammer öffnen, stellt sich die Frage, ob Gold wirklich das höchste aller Güter ist.
Mit opulenten Bildern vom Piratenleben sowie fantastischer Königreiche und untermalt von stimmungsvoller
Orchestermusik zieht der Film Jungen und Mädchen gleichermaßen in seinen Bann.
Genreüblich ist der Film ganz auf der Seite der „ehrenhaften“ Piraten um Pinky mit ihrem autoritären Anführer Säbelzahn, jedoch wird die „Männerdomäne“ Piratenfilm nicht nur durch zwei blinde Passagierinnen, die zu Schlüsselfiguren der klassisch abenteuerlichen Handlung werden, unterwandert. Ganz selbstverständlich sind auch Frauen Teil der Piratencrew oder treten z.B. als Befehlshaberin der Palastwache auf. Bedrohliche Szenen und Schwertkämpfe werden immer wieder durch Humor und musicalhafte Gesangseinlagen aufgefangen. Der düsteren Welt der Piraten steht die eigensinnige Fröhlichkeit von König Rufus gegenüber. Sein gröβter Schatz, das Lachen, und seine prunkvollen, an Drag-Queens erinnernden Kostüme, karikieren leichtfüβig das Streben nach Mänlichkeit, Macht und Reichtum.
Das Thema Reisen und Mobilität läβt sich spielerisch und anhand von praktischen Experimenten erforschen: Kartenlesen und -verfassen, Entwerfen eines eigenen Reiches, Schatzsuche und Orientierungsspiele. Vergleiche zu Seefahrern wie Kolumbus, aber auch zu Fantasiereisen von Jules Verne oder Platons versunkenem Atlantis können gezogen werden. Das sagenhafte Reich Lama Rama bietet ein Feuerwerk aus Unangepaβtheit. Sich etwas trauen, aus sich rausgehen, die festgefahrenen Dinge in Frage stellen – all das reizt Kinder und bietet Stoff für eine Auseinandersetzung mit Konformismus und Individualität – auch ein Gespräch über stereotype Rollenbilder bietet sich an. In der Figurenkonstellation an Bord geht es um die Schlüsselthemen Familie, Freundschaft, Ehre und Mut. Dabei wird im Film nicht nur der heldenhafte Säbelkampf, sondern vor allem der Mut zur Wahrheit thematisiert.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Antje Knapp
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