Kinostart: 07.06.2022 Verfügbarkeit: DVD/Blu-ray (StudioCanal), VoD (rakuten TV) Verleih:Studiocanal Regie: Claude Pinoteau Drehbuch: Danièle Thompson, Claude Pinoteau Darsteller/innen: Sophie Marceau, Brigitte Fossey, Claude Brasseur, Sheila O'Connor, Denise Grey, Alexandra Gonin, Alexandre Sterling u.a. Kamera: Edmond Séchan Laufzeit: 110 min, dt.F., OmU Format: digital, Farbe FSK: ab 12 J. Altersempfehlung: ab 13 J. Klassenstufen:ab 8. Klasse Themen:Jugend/Jugendliche/Jugendkultur, Coming-of-Age, Liebe, Familie Unterrichtsfächer:Französisch, Deutsch, Kunst
Die 13-jährige Vic zieht mit ihren Eltern nach Paris und fühlt sich gleich wohl in der neuen Umgebung. Schon am ersten Schultag schließt sie Freundschaft mit der gleichaltrigen Pénélope, und gemeinsam planen die beiden, wie sie die attraktiven Jungen ihrer Klasse kennenlernen könnten. Die Hausparty eines Mitschülers bietet die perfekte Gelegenheit. Doch die Erlaubnis ausgehen zu dürfen, muss sich Vic bei ihren Eltern erst erkämpfen. Die Karikaturistin Françoise und der Zahnarzt François sind beruflich so beschäftigt, dass sich Vic zu Hause vernachlässigt fühlt. Zudem bahnt sich aufgrund der Untreue des Vaters eine Ehekrise an. So wird Poupette, Vics äußerst vitale Urgroßmutter, zur wichtigsten Bezugsperson. Weil Vics erste Liebe Mathieu auch von einem anderen Mädchen umworben wird, erweisen sich die lebensklugen Tipps von Poupette als Vorteil.
Die romantische Teenager-KomödieLa Boum war Anfang der 1980er-Jahre ein internationaler Publikumserfolg und fulminanter Karrierestart für die – entsprechend ihrer Rolle – 13-jährige Hauptdarstellerin Sophie Marceau. Aus heutiger Sicht fällt die Leichtigkeit des Films auf: Vics Jugend ist weitgehend sorgenfrei, die Familie bürgerlich-wohlhabend, der Erziehungsstil laissez-faire. Die Ehekrise der Eltern und Vics erster Liebeskummer werden als komödiantischer Reigen inszeniert. Regisseur Claude Pinoteau lockert gerade diese Szenen mit Slapstick-Elementen auf, etwa wenn Françoise sich an der Liebhaberin ihres Manns rächt, indem sie lustvoll deren Parfum-Laden verwüstet. Die Geschlechterbilder des Films wirken heute nicht mehr so progressiv wie vielleicht zur Zeit der Uraufführung: So ist Vic zwar selbstbewusst, wird jedoch ausschließlich über ihr romantisches Interesse charakterisiert. Promiskuität erscheint als verzeihbare Sünde von Männern, während die weiblichen Figuren auf die auserwählten Partner warten.
In dieser Hinsicht lässt sich der Film in der Bildungsarbeit gut mit heutigen Produktionen vergleichen. Als Jugendfilm-Klassiker, der in den 1980er- und 1990er-Jahren oftmals im Fernsehen lief, hat La Boum die Elterngeneration von heutigen Jugendlichen geprägt. Aktuelle Teenager-Produktionen wie etwa die Netflix-Serie Sex Education zeigen ein deutlich anderes Bild: Zum einen wird Sexualität explizit verhandelt, zum anderen spielen Identitäten abseits der Geschlechterbinarität eine wichtige Rolle. Filmisch gibt es in La Boum aber durchaus moderne Elemente, wenn die schnelle Montage einer Kleiderprobe zum Beispiel dem Stil von TikTok-Videos erstaunlich nahekommt. Der Einsatz des Songs "Reality" von Richard Sanderson, nach dem Kinoerfolg damals auch ein Hit in den Pop-Charts, eignet sich gut für eine Filmanalyse. Im Fremdsprachen-Unterricht kann La Boum zudem im Kontext der französischen Komödientradition betrachtet werden.
Dieser Text ist eine Übernahme des VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Jan-Philipp Kohlmann, 03.06.2022, Vision Kino 2022.