Inhalt
Ludwig vernachlässigt seine Erziehung zum Thronfolger, um seinen großen Leidenschaften zu folgen: Natur und Kunst. Im Gegensatz zu seinem Bruder Otto hasst er die neuen Waffen, die sein Vater ankaufen will. Als König Maximilian erkrankt und stirbt, wird Ludwig widerwillig sein Nachfolger. Ihn tröstet jedoch bald, dass er jetzt die Macht hat, seine Ideale von einer friedlichen Welt umzusetzen, er baut um und holt den geächteten Richard Wagner an seinen Hof. Doch Kriege, mit denen Preußen seine Macht festigen will, zwingen Ludwig zu Handlungen, hinter denen er nicht steht. Schließlich kapituliert Ludwig vor der Wirklichkeit, überlässt die Regierungsgeschäfte seinen Vertrauten und widmet sich nur noch dem Bau märchenhafter Schlösser und dem Genuss von Schönheit und Inszenierung. Bayern blutet finanziell immer mehr aus und seine früheren Weggefährten sehen sich gezwungen, Ludwig II. zu entmündigen und in psychiatrische Behandlung einzuweisen.
Umsetzung
Peter Sehr und Maria Noëlle gelingt es durch eine intensive Charakterstudie die rätselhafte Gedankenwelt des "Märchenkönig" auf die Leinwand zu bannen. Der großartige Sabin Tambrea spielt den jungen Ludwig mit seiner romantischen Ambivalenz zwischen Pflicht und Leidenschaft so eindrucksvoll, dass die Zuschauenden glauben, ihn verstehen zu können, bevor er jeder logischen Betrachtung wieder vollkommen entgleitet. Optisch opulent in Szene gesetzt und verknüpft mit der Intensität von Wagners Musik ist Ludwig II. ein starkes Porträt, das die historischen Facetten jener Zeit geschickt einbindet und die Frage nach der Bedeutung von Kunst und Kultur in einer Welt politischer Verantwortung und Macht aufwirft.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
"Majestät soll ein ewig Rätsel bleiben" – der persönliche Wunsch des Monarchen kann auch als Leitmotiv des Films gesehen werden. Als Porträt einer historischen Figur, um die sich zahllose Legenden ranken, bietet sich Ludwig II. zwar in erster Linie für den Geschichtsunterricht an. Die filmische Umsetzung einer Zeit und einer herausragenden Persönlichkeit eignet sich natürlich auch sehr gut für den Deutschunterricht. Hier bietet sich auch ein Vergleich zwischen Ludwig II. mit Viscontis
Ludwig an. Die intensive Leidenschaft des Königs für Kunst und Musik machen den Film aber auch für diese beiden Fächer sowie für Politik und Philosophie sehr gut geeignet. Insbesondere die Verbindung von Politik und Kunst, die Nähe zu Persönlichkeiten seiner Epoche und die Frage, ob zu dieser Zeit eine Politik des Friedens in Europa möglich gewesen war, sind Themen, die sich für den Unterricht anbieten. Schüler/innen des Faches Psychologie werden in dem Film durch die herausragende Darstellung auch sehr intensive Diskussionen über Ludwigs Entwicklung und Persönlichkeit führen können.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Rotraut Greune, 26.11.2012, Vision Kino 2012.