Der Film führt in das Innere einer riesigen Textilfabrik im westindischen Bundesstaat Gujarat: ratternde Maschinen, Menschen, die diese bedienen. Die Arbeiter, darunter Kinder und Jugendliche, führen in Zwölf-Stunden-Schichten unterschiedliche Arbeitsschritte aus: Einer verwaltet etwa Fässer voller giftiger Substanzen, ein anderer feuert den funkensprühenden Ofen an. Viele der Arbeiter waren Bauern, die mit ihren Hunderte von Kilometern entfernten Höfen kein Einkommen mehr fanden. Die Armut auf dem Land sorgt für den Nachschub an Arbeitskräften. Gewerkschaftliches Engagement scheitert auch, weil die Vorgesetzten es drakonisch unterbinden. Gewerkschaftsanführer werden ermordet, berichtet ein Mann. Der Chef im abgeschirmten Büro mit Überwachungsmonitoren behauptet indes, dass Arbeiter Lohnerhöhungen lediglich für Tabak, Alkohol und andere "rotten things" verwendeten.
Lange Kamerafahrten fangen die Größe der Fabrik und unterschiedliche Arbeitsschritte ein. Immer wieder bleibt die Kamera auf Maschinen und den sie Bedienenden haften, etwa auf einem erschöpften Jungen, der beim stetig wiederkehrenden Einsatz einzuschlafen droht. Von einer "Perspektive-auf-Augenhöhe" spricht der Regisseur, die alltägliche, meist unbemerkte Abläufe zeigen solle. Die farbenprächtigen Stoffe, die aus den Maschinen gleiten, kontrastieren die Tristesse der Fabrik ein Stück weit. In einer Szene haben sich Arbeiter Tücher Sari-gleich über das Haupt geworfen. Die Textilien wirbeln durch die Luft, über die Fabrikdächer. Entsprechend kippt der Film immer wieder ins Poetische und Experimentelle. Auf Hauptfiguren als auch auf Erklärungen aus dem Off wird verzichtet. Nur vereinzelt kommen Arbeiter und Vorgesetzte zu Wort, größtenteils hören wir allein das Surren der Maschinen.
Mit seiner außergewöhnlichen, experimentellen Form bietet sich Machines dazu an, Kameratechniken sowie Aspekte des Dokumentarfilms (wie z.B. die Position der Kamera und der Filmschaffenden) zu analysieren. Der Mangel an einer erklärenden Erzählstimme mag irritieren, ermöglicht aber auch unterschiedliche Sichtweisen und Diskussionen. So kann der Film als Ausgangspunkt dienen, um zu Arbeitsbedingungen und Umweltverschmutzungen in der Textilproduktion zu recherchieren, aber auch eine umfassendere Kontextualisierung in Fragen der Globalisierung und des Kapitalismus ist denkbar. Im Hinblick auf die zum Teil vorindustriell anmutende Arbeitsbedingungen und feudale Strukturen liegt es nahe, die Geschichte der Industrialisierung und der Arbeiter in Deutschland zu behandeln. Speziell über Arbeitsrechte und Gewerkschaften lässt sich vor diesem Hintergrund und in Bezug auf die Gegenwart diskutieren.
Dieser Text ist eine Übernahme des VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Florian Krauß, 23.10.2017, Vision Kino 2017.