Der ehrgeizige Sir Lionel Frost hat schon viele Mythen und Monster wie Nessie aus Loch Ness erforscht. Doch die Aufnahme in den noblen Club für Entdecker und Abenteurer im viktorianischen London blieb ihm bisher verwehrt. So geht er mit dem hochnäsigen Clubvorsitzenden eine Wette ein: Wenn er die Existenz des Missing Link zwischen Affe und Mensch beweisen kann, wird er aufgenommen. Im Nordwesten Amerikas spürt Frost nach einem Tipp einen urzeitlichen Vorfahren des Menschen auf, einen stark behaarten Bigfoot (in Kanada Sasquatch genannt). Frost nennt das großfüßige Wesen, das lesen und schreiben kann, Mister Link. Als letzter seiner Art möchte es in den Himalaya, wo in dem sagenhaften Shangri-La entfernte Verwandte, die Yetis, leben sollen. Dazu benötigen sie eine Karte, die der Abenteurerin Adelina Fortnight gehört. Zu dritt brechen sie ins Hochgebirge auf, stets verfolgt von einem fiesen Widersacher.
Mister Link ist der sechste lange Film des US-
Trickfilmstudios Laika, das auf
Stop-Motion-Filme spezialisiert ist. In diesem Fall kombinierte Regisseur Chris Butler die Stop-Motion-Technik mit moderner
Computeranimation so elegant, dass praktisch keine Übergänge zu sehen sind. Das überbreite Bildformat 2,35 : 1 ermöglicht es,
Panorama-Einstellungen exotischer Landschaften noch imposanter zu gestalten. Die Globetrotter-Reise, die an den Filmklassiker
In 80 Tagen um die Welt (1956) nach Jules Verne erinnert, vereint spannende Kämpfe, actionreiche Verfolgungsjagden und liebevolle Figurenzeichnungen mit viel Humor. Vor allem der lebhafte Mister Link sorgt immer wieder für Lacher, wenn er bestimmte Ausdrücke (zu) wörtlich nimmt. In der deutschsprachigen Synchronfassung erhöhen prominente Sprecher wie Christoph Maria Herbst, Bastian Pastewka und Collien Ulmen-Fernandes den Spaßfaktor.
Mister Link - Ein fellig verrücktes Abenteuer, Trailer (© eOne Germany)
Ein zentrales Plot-Motiv ist der sogenannte Missing Link, die noch unbewiesene fossile Übergangsform zwischen Affe und Mensch. Im Unterricht können Arbeitsgruppen mythologische Überlieferungen zu Figuren wie Yetis und Sasquatch und ihre Repräsentation in Filmen wie
Smallfoot – Ein eisartiges Abenteuer oder
Yoko zusammentragen. Dass Mister Link der letzte Überlebende seiner Art ist, ermuntert zum Nachdenken über die Notwendigkeit, Minderheiten und bedrohte Arten zu schützen. Die aktuelle Schülerprotestwelle "Fridays for Future" zeigt, wie stark das Bedürfnis, mehr für den Erhalt der bedrohten Erde zu tun, in der jungen Generation verankert ist. Hier bietet es sich an, Parallelen zwischen der Verdrängung randständiger Populationen durch koloniale Eroberung und kapitalistisches Gewinnstreben in Film und Realität aufzudecken. Die Figur des Frost lädt zu Diskussionen über die Frage ein, ob das Ideal eines heldenhaften Naturforschers (oder einer Naturforscherin) heute noch zeitgemäß ist.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Reinhard Kleber, 27.04.2019, Vision Kino 2019.
Mehr zum Thema auf kinofenster.de:
Weitere Texte finden Sie mit unserer Suchfunktion.