Steve Butler macht Karriere in einem mächtigen Energiekonzern. Seine Aufgabe ist es, Farmer dazu zu bringen, Förderrechte für Erdgas zu verkaufen, das tief unter ihrem Land verborgen liegt. So rückt er eines Tages gemeinsam mit seiner Kollegin Sue in einem kleinen Ort in Pennsylvania an, in der sich die Landwirtschaft eigentlich nicht mehr rentiert. Ihre Masche ist wie immer dieselbe: Sie tauschen ihre Businesskleidung gegen Flanellhemden und feiern mit der Provinzbevölkerung in der lokalen Kneipe. Dann locken sie sie mit enormen Summen. Was sie ihnen jedoch verschweigen, sind die Risiken der Fördermethode. Fracking, so die neue Technologie, kann das Grundwasser verseuchen, ganze Landschaften veröden und Tiere krank machen. Die Farmer informieren sich schließlich selbst, zudem eilt ihnen ein Umweltaktivist zur Hilfe. Dass es für Steve immer schwieriger wird, seinen Plan voranzutreiben, liegt nicht nur am zunehmenden, zähen Widerstand in der Bevölkerung, sondern auch an seiner eigenen Lebensgeschichte...
Zunächst scheint der Film nach den klassischen Regeln eines Hollywoodfilms zu funktionieren; die Figuren etwa sind nach den eindeutigen Kategorien "gut" und "böse" eingeteilt, es gibt eine Liebesgeschichte und die Filmsprache ist unauffällig. Doch dann nimmt der Film eine ungeahnte Wendung und bei genauerem Hinsehen offenbaren auch die Bilder tiefere Sinnstrukturen. So deuten zum Beispiel zahlreiche Aufnahmen aus der Vogelperspektive zu Beginn des Films darauf hin, wie Steve und Sue den Dorfbewohnern und ihrer Lebenswelt zunächst begegnen: Sie erscheinen ihnen wie eine Spielzeug- oder Miniaturwelt, in der sie im Grunde die Oberhand haben und den Handlungsverlauf bestimmen können. Passagenweise nimmt der Film außerdem Züge eines Dokumentarfilms an und deutet so auf die realen Missstände in den ländlichen Gebieten der USA hin.
Fracking, die neue Technologie der Erdgasförderung, bei der unter hohem Druck ein Wasser-, Sand- und Chemikaliengemisch in den Boden gepresst wird, ist gegenwärtig nicht nur in den USA ein großes Konfliktthema. So kann der Film im Biologie-, Erdkunde-, Physik- oder Politikunterricht zum Anlass werden, sich eingehender mit der Thematik zu beschäftigen und eigene Standpunkte zu entwickeln. In Deutsch oder Kunst können die Dramaturgie und die Umsetzung des Films zum Unterrichtsgegenstand werden. Hier kann zum Beispiel die vielschichtige Motivlage der Figuren, insbesondere Steves, untersucht werden. Seine bisher perfekte Tarnung basierte darauf, dass er eigentlich selbst "vom Land" ist. Doch gerade an diesem Punkt scheitert schließlich sein Kalkül. Am Ende inszeniert der Film seinen Wendepunkt als Rückkehr zu den eigenen Wurzeln, als ein Nachhausekommen. Familie, Tradition, Land und Besitz erscheinen als die wahren Werte, die Steve zuvor verleugnet und insgeheim vermisst hatte. So zeigt sich das eigentliche Thema des Films, das sich unter der ökopolitischen Thematik verbirgt: die amerikanische Identität.

Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Lisa Gadatsch, 16.02.2013, Vision Kino 2013.