Inhalt
Im Sommer 1780 strandet die Theatergruppe um Emanuel Schikaneder und dessen Frau Eleonore auf dem Weg nach Salzburg in einem bayrischen Bergdorf. Die Stimmung in der Kompanie ist schlecht: Es gibt kein Geld in der Kasse, kein Engagement in Aussicht und in Bezug auf künstlerische Ansprüche keine Einigkeit. Doch der leidenschaftliche Theatermann Schikaneder glaubt fest an den großen Durchbruch mit seinem neuen, "großen" Stück. Allerdings fehlt ihm für sein "Weltentheater" noch der passende Stoff. Den findet er, als sich vor seinen Augen ein "wahres Drama" abspielt: Die Bergarbeiter im Dorf rebellieren gegen den reichen Minenbesitzer. Zum Anführer küren sie ihren Kumpel Georg Vester – sehr zu dessen Entsetzen, hat er doch mit Politik und Rebellion nichts am Hut. Die Ereignisse überschlagen sich, im Dorf wie in der Theatergruppe. Dazu kommen diverse amouröse Verwicklungen und schließlich sorgt das Erscheinen Mozarts für zusätzliche Aufregung.
Umsetzung
Die Romanverfilmung Sommer der Gaukler basiert auf wahren Begebenheiten: 1870 gastierte Schikaneder, der später das Libretto für
Die Zauberflöte schrieb, in Salzburg und lernte dort Mozart kennen. Der für seine Heimatfilme bekannte bayrische Regisseur Marcus H. Rosenmüller inszeniert die darum gesponnen Ereignisse als schwungvolle Hommage an das – gesellschaftskritische – Lustspiel, indem er die einfachen Dorfbewohner und die exaltierten Schauspieler aufeinanderprallen lässt. Dabei jongliert er mit verschiedenen Genres, wechselt zwischen Historiendrama und Komödie, zwischen Kostümfilm und Musical und spielt mit verschiedenen Realitätsebenen, etwa wenn im Film mehrmals ein roter Szenenvorhang fällt. "Die ganze Welt ist eine Bühne", proklamiert entsprechend die Hauptfigur. Welchen Sinn und Zweck die Kunst hat, welche Kraft zur gesellschaftliche Veränderung ihr innewohnt – diese Fragen wirft
Sommer der Gaukler wiederholt auf.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Neben der Beschäftigung mit der Biografie von Emanuel Schikaneder bietet
Sommer der Gaukler vielfältige Ansatzpunkte, um sich mit dem Theater, im Besonderen mit dem Lustspiel und dem Volkstheater zu beschäftigen. So kann etwa die im Film gestellte Frage "Muss die Kunst nicht jeden erreichen?" analysiert werden. Zudem bietet es sich an, das Geschehen im Film vor seinem historischen Hintergrund – am Vorabend der französischen Revolution – einzuordnen und zu bewerten: So erscheint die Lebenssituation der Dorfbewohner durchaus realistisch gezeichnet und es sind die Bergarbeiter, die sich gegen schlechte Arbeitsbedingungen und bestehende Klassen- und Standesunterschiede auflehnen. Und auch die Theatergruppe, die im Film das Drama
Agnes Bernauer aufführt, bezeugt mit der Wahl ihres Stückes die Aufbruchstimmung jener Zeit.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Kirsten Taylor, 05.12.2011, Vision Kino 2011.