Inhalt
Das neue Schuljahr auf der Highschool beginnt für Charlie, wie das letzte aufgehört hat: einsam. Charlie ist ein introvertierter, schüchterner 16-Jähriger, der am liebsten zu Hause ist und Briefe an einen imaginären Freund oder kleine Geschichten schreibt. Doch nun – das hat er sich fest vorgenommen – soll alles anders werden. Er will kein Mauerblümchen mehr sein, sondern echte Freunde finden, auf Partys gehen und sich außerdem trauen, im Unterricht mitzumachen. Zum Glück trifft er schnell die richtigen Leute: den extrovertierten Patrick, dessen Stiefschwester Sam, die wie Charlie ein großer Musikfan ist und in die er sich sofort verliebt sowie einen Englischlehrer, der ihn mit immer neuem, inspirierendem Lesestoff versorgt. Es scheint, als würde das Leben endlich starten. Doch Erwachsenwerden ist kompliziert, zudem müssen sich Charlie und seine neuen Freunde erst noch verschiedenen Gespenstern ihrer Vergangenheit stellen...
Umsetzung
Der Film basiert auf dem Briefroman von Stephen Chbosky, der seine Geschichte hiermit selbst verfilmte. Was zunächst wie eine klassische Coming of Age-Story wirkt, entpuppt sich als vielschichtiges Drama. Der Film findet treffende, eindringliche Bilder, manchmal regelrechte Sinnbilder für die unterschiedlichen Gefühlszustände der Jugendlichen. Auch die
Kamera scheint stets in ihrem Rhythmus "mitzuschwingen". Von großer Bedeutung ist der
Soundtrack: Er transportiert das Lebensgefühl der Protagonisten sowie den Zeitgeist Ende der 80iger, Anfang der 90iger Jahre. Musik erfüllt auch eine narrative Funktion: Durch sie kommunizieren die Freunde miteinander und nähern sich einander an. Andere handlungsimmanente Künste sind die Literatur und das Musicaltheater.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Mehr noch als schlicht von der Phase des Erwachsenwerdens erzählt der Film von einem, der das Leben genau beobachtet und sich doch danach sehnt, endlich daran teilzuhaben. Ohne die Schwierigkeiten und Schmerzen zu verleugnen, die der Weg dorthin mit sich bringt, ist der Film ein Plädoyer dafür, zu sich selbst zu stehen, mutig zu sein und sich Anderen zu öffnen. So streift er grundsätzliche Thematiken, die für Heranwachsende von Bedeutung sind. Darüber hinaus bietet sich im Deutschunterricht ein Vergleich von Romanvorlage und Verfilmung an. Auch kann es hier um die literarischen Vorbilder gehen, die Charlie für sich entdeckt (etwa J.D. Salinger’s
Der Fänger im Roggen), sowie um die Erforschung gemeinsamer Motive von Büchern und Film. Im Musikunterricht könnte der Film zum Anlass werden, über individuelle Musikgeschmäcker zu sprechen: Haben die Schülerinnen und Schüler auch einen eigenen "Soundtrack ihres Lebens"? Wenn ja, was spiegelt er wieder? Die im Film thematisierte
Rocky Horror Picture Show kann ebenfalls zum Unterrichtsgegenstand werden. Die Frage, auf welche subtile Weise, durch welche filmischen Mittel also es gelingt, von den schweren Traumata und aktuellen Verletzungen der Protagonisten zu erzählen, könnte Thema im Kunstunterricht sein.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Lisa Gadatsch, 01.09.2012, Vision Kino 2012.