Inhalt
Wiedersehen mit Brideshead spielt in England zwischen den Weltkriegen, einer Zeit, in der der englische Adel viele seiner Privilegien verlor. Der Engländer Charles Ryder erzählt im Rückblick von seiner Bekanntschaft mit der katholischen Adelsfamilie der Marchmains. Beim Studium in Oxford freundet sich Charles Ryder mit dem exzentrischen Sebastian Flyte, Sohn von Lord und Lady Marchmain, an. Charles ist der glamourösen Welt seines neuen Freundes schnell verfallen, die beiden sind bald unzertrennlich. Charles ist überglücklich, als er in das prächtige Familienschloss Brideshead eingeladen wird. Die Beziehung zu Sebastian gerät in Gefahr, als er sich auch in dessen Schwester Julia verliebt, und je mehr seine emotionale Bindung zu den Geschwistern wächst, desto mehr gerät Charles in Konflikt mit dem, was die Familie im Innersten zusammenhält und von der Mutter streng überwacht wird: ein tiefer und unerbittlicher katholischer Glaube.
Umsetzung
Julian Jarrold ist eine dramaturgisch stimmige und visuell ansprechende Umsetzung von Evelyn Waughs Roman gelungen. Die Rückblenden bieten in Kombination mit dem einleitenden Erzählertext aus dem Off eine kompakte Version des Romans, sie stellen die Schlüsselszenen und Wendepunkte geschickt heraus. Die opulente Ausstattung bleibt dabei keinesfalls Selbstzweck, sondern dient, verbunden mit einer prägnanten Bildsprache, dem besseren Verständnis der historisch verorteten Handlung. Zentralthemen und Konflikte werden dabei in ausgewogenem Maße sowohl zeitbezogen wie auch überzeitlich verständlich dargestellt. Die ausgezeichneten schauspielerischen Leistungen und die Figurenzeichnungen sind durchgehend stimmig und machen den Generationenkonflikt auch für jugendliche Zuschauer nachvollziehbar.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Der Film erweist sich als beispielhafte Romanadaption des englischen Literaturklassikers, der menschliche Grundkonflikte und Lebensfragen trotz des starken historischen Bezugs auch für heutige Menschen diskussionswürdig macht. Die menschlichen Verstrickungen in Werten und Zwängen gesellschaftlicher Moralvorstellungen im Wechselspiel mit dem Wunsch nach individuellem Glück stehen dabei im Vordergrund. Auch für nicht religiös geprägte Menschen, die sich mit Identitätsfindung und Persönlichkeitsentwicklung beschäftigen ist das Sujet empfehlenswert, wobei diesen Schüler/innen im Vorfeld ein Grundwissen vom Wesen der angelsächsischen Gesellschaftsordnung und des Katholizismus vermittelt werden sollte. Für den Fremdsprachenunterricht bietet sich diese Verfilmung aufgrund ihres hochwertigen, aber dennoch gut verständlichen Sprachniveaus in besonderem Maße an.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Martin Ganguly, 23.10.2008, Vision Kino 2008.