Ob Adam mit ihr reden wird? Das ist die Frage, die die elfjährige Amanda am ersten Schultag nach den Sommerferien eigentlich am meisten beschäftigt. Sie selbst ist zu schüchtern, um ihren Schwarm direkt anzusprechen, auch wenn ihre beste Freundin Sari ihr Mut zuspricht. Die beiden Mädchen freuen sich, dass sie in diesem Schuljahr zum ersten Mal als "Buddy" ein Kind aus der ersten Klasse betreuen dürfen. Doch dann hat die Klassenlehrerin eine besondere Aufgabe für Amanda. Sie soll einen neuen Mitschüler beim Start unterstützen: Er heißt Lars, hat das Down-Syndrom – und ist zu ihrer Enttäuschung kein kleines Kind, sondern genauso alt wie sie und kommt in ihre eigene Klasse. Aber als Amanda beginnt, nach der Schule Zeit mit ihm zu verbringen, stellt sie fest, dass beide ihre Begeisterung für Harry-Potter-Bücher verbindet und dass sie großen Spaß daran hat, sich zusammen mit Lars Zaubersprüche und – unter liebevoller Beteiligung von Lars‘ Vater – magische Welten auszudenken.

Der Druck der Mädchenclique

Trotz vieler lustiger Nachmittage mit Lars will Amanda in der Schule nicht offen zu ihm stehen. Sie fürchtet um ihr Ansehen in der Klasse – vor allem bei Adam, der viel mit der coolen Anna und ihren Freundinnen abhängt. Amanda möchte dazu gehören und ahnt zunächst nicht, dass die Clique sich Lars als Mobbingziel ausgesucht hat: Auf ihren Smartphones teilen die Mädchen Fotos und Videos von dem neuen Mitschüler, die sie in einem Blog auf herablassende und diskriminierende Weise kommentieren und verbreiten. Schon bald versuchen sie, Amanda zur Komplizenschaft zu überreden – letztlich mit Erfolg: Obwohl sie sich unwohl dabei fühlt, schafft es Amanda nicht, sich dem Gruppendruck zu widersetzen und verrät ihre Freundschaft mit Lars.

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Regisseur Eirik Sæter Stordahl entwickelt die Geschichte ganz aus Amandas Perspektive und stellt ihren Gewissenskonflikt in den Mittelpunkt des Films. Sehr genau zeigt er dabei, wie unterschiedlich Amanda je nach Umfeld mit Lars umgeht: Bei ihm daheim lässt sie sich gerne auf das fantasievolle Spielen ein. In der Schule dagegen ist es ihr peinlich. Dabei fürchtet sie augenscheinlich vor allem, durch ihre Nähe zu Lars "uncool" zu wirken.

Schon der Filmtitel deutet es an: In "Lars ist LOL" kommen verbreitete Herabsetzungen gegen Menschen mit Down-Syndrom für einen Zum Inhalt: Kinderfilm ungewohnt explizit zur Sprache. Ebenso deutlich führt der Film auch die verschiedenen Schritte des Mobbings gegen Lars und Amandas zunehmende Verstrickung vor Augen. Die Zum Inhalt: Inszenierung unterstreicht dabei, unter welcher Anspannung sie steht. Nahaufnahmen (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen) fokussieren ihr Gesicht, in der Zum Inhalt: Filmmusik erklingen immer wieder Glockentöne wie von den App-Benachrichtigungen, die auf den Smartphones der Schüler/-innen aufploppen. Der Gruppendruck, der durch Soziale Medien ausgeübt und verstärkt wird, bekommt durch diese Tonfolgen eine enorme Präsenz.

Reue als schmerzhafter Prozess

Als das Mobbing während einer Schulveranstaltung auffliegt und Amanda zur Haupttäterin erklärt wird, steht sie praktisch allein da. Ihre Freundin Sari wendet sich enttäuscht von ihr ab. Auf ihre Eltern und die Lehrkräfte, die trotz guter Absichten kaum Sensoren für die Bedürfnisse der Kinder besitzen und die im Film letztlich nur als Nebenfiguren auftreten, kann Amanda ebenso wenig bauen. Überhaupt scheint die Schule das Thema mit wenig Getöse abräumen zu wollen. Und als Amanda Lars bittet, ihr zu verzeihen, gibt er ihr unmissverständlich zu verstehen, dass er keine Freundin haben will, die ihn hintergeht. Auch wenn der Film nicht ausdrücklich einfängt, wie sehr Amandas Verrat Lars verletzt, wird sein Schmerz in dieser Zurückweisung deutlich spürbar. Und obwohl er nicht im Zentrum der Handlung steht, erscheint Lars in seiner klaren unnachgiebigen Haltung als starker und eigenständiger Charakter – während sich Amanda erst noch als solcher erweisen muss.

So schwer es für Amanda war, den Gruppendruck auszuhalten, so unmöglich scheint es für sie nun, ihre Mittäterschaft am Mobbing wieder gut zu machen. Bezeichnenderweise ist es Sari, die mit ihrer moralischen Integrität entscheidend dazu beiträgt, dass sich für Amanda ein Ausweg eröffnet. Nicht zuletzt durch die Freundin begreift sie, dass sie Lars für ihren eigenen Ruf geopfert hat, anstatt sich schützend vor ihn zu stellen. Und dass sie erst ihr Selbstmitleid ablegen und echte Reue beweisen muss, um eine Chance auf Vergebung zu erhalten.

Auch wenn "Lars ist LOL" mitunter mit Märchenelementen spielt wie etwa dem "Zauberschloss", in dem Lars und sein Vater wohnen – dass sich die Wunden, die durch das Mobbing aufgerissen wurden, nicht einfach durch einen Zauberspruch heilen lassen, zeigt der Film mit einem für seine Zielgruppe bemerkenswerten Realismus: Amanda durchläuft einen schmerzhaften Reifeprozess, ohne Gewähr auf ein Happy End. Um Lars als Freund zurückzugewinnen, muss sie erst beweisen, dass sie vor allen anderen zu ihm steht – und selbst dann ist es allein an Lars, ihr zu vergeben.

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