Die sieben Brüder Hufschmidt, geboren in Mülheim an der Ruhr zwischen 1929 und 1945, erzählen jeder für sich im isolierenden Dunkel eines Filmstudios über ihr Leben im Umgang mit den Eltern, mit den anderen Geschwistern, über ihre Kindheit zur Zeit bzw. am Ende des Nationalsozialismus, ihren persönlichen Lebensweg, ihren Beruf und ihre Erfahrungen. Eine ungewöhnliche Familiengeschichte spiegelt sich in deutscher Geschichte. – Mit minimalen filmischen, eher theatralischen Mitteln führt Sebastian Winkels in seinem Porträt der sieben Brüder die Zuschauer in eine Zeit, als es den Film noch nicht gab und die Kraft des Erzählten allein die Fantasie und das bildliche Vorstellungsvermögen anregten. Ohne selbst Fragen zu stellen ließ er jeden der Brüder einen Tag lang allein über sich und die Lebenserinnerungen reden und da es auch keine vorher abgesprochenen Themen gab, nehmen die einzelnen Interviewausschnitte auch nur sehr bedingten Bezug zueinander. Das erfordert beim Sehen viel Aufmerksamkeit, produziert Brüche und Gedankensprünge. Manchmal würde man gerne Konkreteres erfahren, wünscht sich gar ein Foto oder anderes Anschauungsmaterial, das die erzählten Erinnerungen wenigstens etwas visualisieren könnte. Andererseits wird gerade durch diese extreme Reduktion auf das Wort und die Körpersprache das Trennende wie das Verbindende unter den Brüdern deutlich, deren Eltern es nach sieben Versuchen aufgeben hatten, wenigstens noch ein Mädchen zu zeugen. Bemerkenswert auch und für eine heutige Generation vielleicht sogar ermutigend und beruhigend, wie jeder der Brüder trotz vieler Prägungen und äußerer Einflüsse seinen ganz persönlichen, oft sehr unterschiedlichen Lebensweg gefunden hat, mit allen Ecken und Kanten, die das Leben bietet.
Autor/in: Holger Twele, 01.10.2003