Warren Schmidt hat in seinem gut 60-jährigen Leben viel erreicht: Der wohlhabende Geschäftsmann scheint in seiner Firma angesehen, mit seiner Frau ist er seit über 40 Jahren verheiratet und die längst erwachsene Tochter steht fern der Heimat kurz vor ihrer Hochzeit. Von einem Tag auf den anderen entgleitet Schmidt jedoch das wohlgeordnete oberflächliche Leben. Die Firma zwingt ihn in den Ruhestand, die ihm längst fremd gewordene Ehefrau stirbt unerwartet und Schmidt sieht sich außer Stande, mit den Dingen des Alltags erstmals ganz alleine zurechtzukommen. Zur Aufbesserung seiner mageren Lebensbilanz fährt er in einem riesigen Wohnmobil zu seiner im fernen Denver lebenden Tochter, um sie an der Heirat mit einem vermeintlichen Dummkopf zu hindern. Und in einem Anfall von Spontaneität schließt er eine Patenschaft mit einem kleinen Waisenjungen in Afrika, dem er in Briefen eine Art Lebensbeichte liefert. – Auch Schauspieler kommen in die Jahre und manchmal überraschen sie dann sogar mit 'reifen' Rollen, die besondere Bewunderung abverlangen, weil sie dem gewohnten Bild des agilen Leinwandhelden nicht mehr entsprechen und auch körperliche Schwächen zulassen. Die bittere Lebensbilanz eines alternden Mannes, der erkennen muss, dass er viel zu lange in einer Welt des schönen Scheins gelebt hat und sich längst von sinnloser Alltagsroutine hat auffressen lassen, entwickelt sich durch Jack Nicholson in der Hauptrolle zu einem filmischen Glanzpunkt. Verhalten und doch sehr präsent verkörpert er Schmidt in seinen leisen Selbstzweifeln, in seiner verletzlichen Sensibilität, die freilich erst dann erwacht, als ihm durch äußere Umstände und andere Menschen die Augen geöffnet werden.
Autor/in: Holger Twele, 01.02.2003