Ganz nach traditionellen Vorbildern lebt die 40-jährige Türkin Anam als Hausfrau, Mutter und Putzfrau in Deutschland. Als sie herausfindet, dass ihr Mann sie betrügt und ihr Sohn Deniz in die Drogenszene abgedriftet ist, bricht eine Welt für sie zusammen. Mit moralischer und tatkräftiger Unterstützung zweier Arbeitskolleginnen nimmt sie schließlich den Kampf um ihre Familie auf. Der Mann wird zunächst vor die Tür gesetzt, die Freundin ihres Sohnes in der Wohnung aufgenommen und beim Drogenentzug unterstützt, die moralisierende Verwandtschaft ignoriert. Um Deniz allerdings aus der Dealerszene zu befreien, muss sie noch einen Schritt weiter gehen. – Das Spielfilmdebüt der in Istanbul geborenen und in Deutschland studierten Türkin Buket Alakus erzählt eine weibliche Emanzipationsgeschichte von traditionellen Rollenbildern im Aufeinanderprall verschiedener Kulturen und sozialer Milieus und das auch noch als Gratwanderung zwischen komödiantischen Einlagen und tragischen Wendungen mit tödlichen Folgen. Rundum gelungen ist ihr diese außergewöhnliche Mischung verschiedener Themen und Stile nicht, dafür sind Schauspielerführung und Dramaturgie nicht professionell genug. Dennoch ein beachtenswerter Film mit Unterhaltungswert und Anspruch, der alte Klischees in Frage stellt, in puncto Drogen und Ausländerklischees eindeutig Position bezieht und vor allem durch seine ungebrochene Sympathie für die weibliche Hauptfigur lebt.
Autor/in: Holger Twele, 01.04.2002