In einem Berliner Hinterhaus überwältigt eine Spezialeinheit der Polizei den Ritualmörder Gabriel Engel, der im Verdacht steht, 14 Teenager getötet zu haben. Der erfahrene Kommissar Seiler lässt sich für den Erfolg feiern, scheitert aber beim Verhör an der Sturheit Engels. Im katholisch geprägten Dorf Herzbach glaubt man, dass der Serienkiller auch den grässlichen Mord an der kleinen Lucia verübt habe. Doch der strenggläubige Dorfpolizist Martens bezweifelt diese Version und vermutet den Täter unter den Dorfbewohnern/innen. Dennoch fährt Martens nach Berlin, um Engel zu befragen. Der raffinierte Killer verstrickt den Vorzeigekatholiken rasch in ein verwirrendes Spiel um Gut und Böse, das ihn sichtlich überfordert. Unter dem verheerenden Einfluss von Engel steigert sich der gläubige Christ in einen selbstzerstörerischen Fanatismus. – Das Kinodebüt des Jungregisseurs Christian Alvart ist ein spannender Psychothriller, der mit cleveren Einfällen und einem überraschenden Schluss aufwartet. Auch wenn die Handlungsstränge zunächst noch etwas holprig nebeneinander herlaufen, baut Alvart schnell eine große Spannung auf und zeigt, dass auch deutsche Regisseure/innen Horrorfilme drehen können, die dem internationalen Vergleich standhalten. Selbst wenn manche Szenen sich allzu eng an Genre-Vorbilder wie Das Schweigen der Lämmer und Sieben anlehnen und die ländlich-katholische Szenerie sehr stereotyp wirkt, werden diese Schwächen durch erstklassige Schauspieler/innenleistungen ausgeglichen. Neben der Krimi-Handlung wirft Antikörper auch sozialkritische Fragen auf: Wo lässt sich eine klare Trennlinie zwischen Gut und Böse ziehen? Was sagen die dunklen Seiten eines jeden Menschen über ihn und das Gemeinwesen aus? Und was verraten Verbrecher/innen über den inneren Zustand und die ethische Verfassung einer Gesellschaft?
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.07.2005