Eine Indianerlegende berichtet von drei in ihrem Temperament sehr verschiedenen Brüdern aus dem Nordwesten Amerikas zu Alaska hin. Durch groben Unfug und Leichtsinn von Kenai, dem jüngsten Bruder, wird der lebenskluge und erfahrene älteste Bruder Sitka von einem Bären getötet, der sich eigentlich nur schützen wollte. Bevor sich Kenai an den Bären für den Tod seines Bruders rächen kann, wird er auf magische Weise selbst in einen kleinen Bären verwandelt. Um wieder Mensch zu werden, muss Kenai sich erst mit dem vermeintlichen Erzfeind anfreunden. Auf seiner unfreiwilligen Reise begegnet er dem Bärenjungen Koda, der verzweifelt seine Mutter sucht, und er trifft auf seinen älteren Bruder Deanhi, der ihn in seiner neuen Bärengestalt nicht erkennt und inzwischen selbst von dem Gefühl der Rache geleitet wird. – Welche Zielgruppe dieser neue Animationsfilm aus dem Hause Disney im Visier hat, war den Verantwortlichen offenbar selbst nicht klar. Jüngere Kinder werden sich besonders von der Freundschaft der beiden drolligen Bärenkinder Kenai und Koda angesprochen fühlen, die in gewisser Weise eine Vater-Sohn-Geschichte ist. Eher kompliziert dürfte auf sie aber die indianische Denkweisen bzw. die Mythologie wirken, die den unverzichtbaren Hintergrund der Geschichte bildet. Etwas ältere Kinder werden vermutlich mit den süßen Bärenbabys zu wenig anfangen können, dann schon eher mit den beiden rundum gelungenen Elchfiguren, die den Film als running gag begleiten, ihn aber allein nicht tragfähig machen. Und erwachsene Zuschauer/innen werden die offensichtlichen Bruchstellen im Film wahrnehmen, die unzweideutige Botschaft für mehr Toleranz (wenigstens zwischen Mensch und Bär) registrieren, zwiespältig die kitschigen Songs von Phil Collins über sich ergehen lassen und Mühe haben, ihren Kindern den Film zu erklären, insbesondere auch das abgehobene Happy End.
Autor/in: Holger Twele, 01.03.2004