Guei hat sein Dorf verlassen, um Arbeit in der Stadt zu suchen. Er findet einen Job als Kurier. Wenn er tüchtig strampelt, kann er das schicke Mountainbike bei seinem Chef abstottern und eines Tages für sich selbst behalten. Doch kurz bevor Guei die 600 Yuan zusammenhat, wird ihm das Rad geklaut. Verzweifelt macht sich der Junge auf, es unter Millionen von Rädern wiederzufinden. Tatsächlich findet er den neuen Besitzer, der es einem Dieb abgekauft hat und nicht mehr rausrücken will. Widerwillig müssen sich die beiden jungen Männer arrangieren. – Für den einen Existenzgrundlage, für den anderen Statussymbol: In China scheint ein Leben ohne Fahrrad kaum vorstellbar. Doch nicht nur ein anderes Verhältnis zur Mobilität offenbart das packende Drama Beijing Bicycle . Regisseur Wang Xiaoshuai macht eine Fülle von Beobachtungen im urbanen China, wie man sie fernab offizieller Nachrichten nicht alle Tage zu sehen bekommt. Die Orte, an denen die Männer einander verfolgen und auflauern, miteinander raufen, verhandeln und verletzen, werfen ein gleißendes Licht auf Geldsorgen, Wohnungsnöte, Patchworkfamilien, Konsumsehnsüchte und traditionelle Werte. Das mit unaufwendigen Mitteln inszenierte Kammerspiel erhielt auf der Berlinale 2001 den Großen Preis der Jury.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.03.2002