Roland Mitchell arbeitet als wissenschaftlicher Assistent an der Londoner Universität. Bei Recherchen über den berühmten viktorianischen Dichter Randolph Henry Ash findet er zufällig einen Brief, der eine unentdeckte Liebesgeschichte des Dichterfürsten vermuten lässt. Der Beweis dieser Entdeckung wäre in Literaturkreisen eine Sensation, galt der Hofdichter Queen Viktorias doch bislang als treuer, von seiner Frau zu romantischen Liebesgedichten inspirierter Ehegatte. In der feministischen Literaturwissenschaftlerin Maud Bailey, einer Nachfahrin der vermeintlichen Geliebten, findet Mitchell eine Verbündete für die Erforschung der Liaison zwischen Ash und der für ihre Zeit sehr emanzipierten Dichterin Christabel LaMotte. In detektivischer Kleinstarbeit setzen die Wissenschaftler das literarische Puzzle zusammen; Rückblenden in die Vergangenheit illustrieren ihre Vorstellung davon, wie sich die geheime Liebesgeschichte zugetragen haben mag. Je weiter die beiden Akademiker den viktorianischen Dichtern auf die Spur kommen und in deren emotionale Welt eintauchen, desto mehr fühlen sie sich selbst zueinander hingezogen. – Neil LaButes vierter Film adaptiert den gleichnamigen, mit dem renommierten Booker-Preis ausgezeichneten Roman von Antonia S. Byatt. Erneut nimmt er darin das Verhältnis zwischen Frau und Mann scharfsinnig und humorvoll unter die Lupe. Gleichwertig stehen die Entwicklung und der Konflikt von beiden komplexen und verwobenen Liebesgeschichten im Mittelpunkt. Den viktorianischen Dichtern allerdings bleibt die dauerhafte Erfüllung ihrer leidenschaftlichen Liebe durch die gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit versagt. Das heutige Paar, durch vorangegangene "schlechte" Erfahrungen desillusioniert und schwer verunsichert, scheut eine emotionale Bindung von Anfang an. Ein schöner und sinnlicher Film, bei dem die Roman-Vorlage immer spürbar bleibt.
Autor/in: Stefanie Zobl, 01.11.2002