Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebt ein junger Mann in einem westafrikanischen Dorf. Wênd Kûuni ist Waise. Seit 15 Jahren ist sein Vater verschollen; seine Mutter wurde für sein Verschwinden als Hexe gebrandmarkt und verstarb wenig später. Der kleine Wênd Kûuni war bei seiner Adoptivmutter Laale und deren Tochter Pughneere aufgewachsen. Eines Tages erkrankt seine Stiefschwester, mit der ihn ein inniges Verhältnis verbindet, schwer. Weil man Wênd Kûuni wegen seiner ungeklärten Herkunft Pughneeres Krankheit anlastet, rät ihm sein väterlicher Freund Razugu, sich auf die Suche nach einem berühmten Heiler zu begeben. Alleine dessen "Löwentrank" könne Pughneere noch retten. Auf seinem Pferd bricht Wênd Kûuni zu einer abenteuerlichen Reise auf, die ihn durch märchenhafte Landschaften voller Geheimnisse und Gefahren führt. Immer wieder muss sich der junge Mann bewähren und darf dabei sein Reiseziel nicht aus den Augen verlieren. Schließlich stößt er auf einem zerklüfteten Felsplateau tatsächlich auf den legendären Heiler. Gemeinsam machen sich die beiden auf den Rückweg zu Pughneere.
In poetischen Bildern und entspanntem Rhythmus von Handlung, Musik und Schnitt begleitet der burkinische Regisseur Gaston Kaboré den Aufbruch seines Protagonisten in neue Welten, die zugleich den märchenhaften und mythischen Legendenschatz Afrikas bergen. Wie häufig bei afrikanischen Filmen, steht auch in
Buud Yam nicht die Entwicklung einer spannungsgeladenen Dramaturgie im Vordergrund, sondern das Zeigen und Beobachten an sich. Denn jenseits einer konkreten Realitätsverortung erzählt
Buud Yam eine gleichsam zeitlose, universelle Geschichte. Für Wênd Kûuni ist die Suche nach dem berühmten Heiler zugleich eine Suche nach dem eigenen Ich. Am Ende hat sich der innerlich gereifte Held mit seinem Schicksal ausgesöhnt, mehr noch, auch die Dorfgemeinschaft hat dazugelernt. Manchmal surreal, manchmal ironisch, schildert Kaboré diese Initiationsreise seines Helden, dessen Kindheit er bereits fünfzehn Jahre zuvor in seinem Kinodebüt
Wênd Kûuni – Das Geschenk Gottes (1982) schilderte. Buud Yam, ein melancholischer Film mit unverhohlen didaktischen Impulsen, ist zugleich eine unterhaltsame Parabel über das Fremdsein und das Abenteuer des Lebens, das voller Gefahren, Unwägbarkeiten, aber auch voller ungeahnter Möglichkeiten steckt.
Autor/in: Ula Brunner, 18.10.2006