Im Auftrag des britischen Geheimdienstes exekutiert der Agent James Bond zwei Verräter und wird zum "00-Agenten2 mit einer "Lizenz zum Töten" befördert. Ausgezeichnet mit diesem Status verhindert "007" in Madagaskar und in Miami Anschläge einer Terrororganisation, die von dem skrupellosen Bankier Le Chiffre finanziert wird. Als dessen groß angelegte Börsenspekulation durch die Aktionen James Bonds fehlschlägt und Le Chiffre in Geld- und Erklärungsnöte gerät, will er bei einem hoch dotierten Pokerspiel im Casino Royale in Montenegro sein Finanzdefizit beheben. Um dies zu verhindern und das Terrornetzwerk zu zerschlagen, soll Bond den Bankier beim Pokerspiel besiegen. Das nötige Spielgeld wird "007" von der schönen Vesper Lynd, einer Beamtin des britischen Schatzamtes überbracht, die ihn zugleich kontrollieren soll.
Der 21ste James Bond-Spielfilm läutet eine personelle und dramaturgische Neuorientierung der erfolgreichsten Spionage-Thriller-Reihe der Filmgeschichte ein. Der britische Autor Ian Fleming hatte mit seinem ersten "007"-Roman
Casino Royale 1953 den Grundstein dazu gelegt. Er wurde 1954 für das US-Fernsehen verfilmt und 1967 als Spionage-Parodie mit Woody Allen für das Kino. Erst jetzt aber kommt
Casino Royale unter der Regie von Martin Campbell als offizieller Beitrag der James Bond-Filmreihe, die 1962 mit
007 jagt Dr. No begann, auf die Kinoleinwände. Campbell zeigt in kurzweiligen zweieinhalb Stunden, wie James Bond zu dem gewieften Spitzenagenten wurde, so wie wir ihn aus den 20 Kinofilmen kennen. Der neue Bond-Darsteller Daniel Craig (
München; R: Steven Spielberg; 2005) wurde zwar vorab von der britischen Presse als "Weichei" geschmäht, legt die legendäre Figur aber als athletischen Kämpfer an, der eher mit Fäusten und Muskelkraft als mit High-Tech-Waffen die Bösewichter besiegt. Dementsprechend reduzierte der Regisseur den Umfang an Spezialeffekten und den Action-Overkill erheblich, behielt allerdings den raschen transkontinentalen Wechsel der teils exotischen Schauplätze und rasanten Verfolgungsjagden bei. Zugleich verleiht Craig der bisher arg stilisierten "007"-Figur mehr Bodenhaftung; statt plumpen Macho-Gehabes zeigt Bond erstmals romantische Gefühle und ein normales Schmerzempfinden bei einer fürchterlichen Folterung. Beruhte Flemings Roman noch auf simplen Feindbildern des Kalten Krieges, verlegten die Filmautoren die Agentenstory in die Jetztzeit mit einem realistisch anmutenden Terrornetzwerk und korrupten afrikanischen Militärdiktatoren. Dies könnte angesichts konkurrierender Filmagenten wie Jason Bourne (
Die Bourne Verschwörung; R: Paul Greengrass; 2004), ein Erfolg versprechender dramaturgischer Schachzug sein. Zwar entsteht das Paradox, dass der Film nun in der Gegenwart spielt, aber vom beruflichen Aufstieg des Helden vor vielen Jahrzehnten erzählt. Doch über solche realitätsbezogenen Details wird das Publikum wie bei allen bisherigen Filmen großzügig hinwegsehen.
Autor/in: Reinhard Kleber, 14.11.2006