Der kleine Charlie lebt mit seinem arbeitslosen Vater, seiner unermüdlichen Mutter und vier Großeltern in einem windschiefen Häuschen in der Nähe einer riesigen Schokoladenfabrik. Diese gehört dem exzentrischen Fabrikanten Willy Wonka, der nur für die Produktion von Süßigkeiten lebt. Nachdem man ihn 15 Jahre lang nicht gesehen hat, veranstaltet Willy ein Gewinnspiel. Charlie gehört zu den fünf glücklichen Kindern, die an einer Führung durch die Fabrik teilnehmen dürfen. Er wird dabei von seinem verständnisvollen Großvater Joe begleitet. Auf dem Trip durch Willys Candy-Imperium erweisen sich die vier anderen Kinder als ungezogene kleine Monster, die ihren Untugenden zum Opfer fallen. Am Ende wartet auf Charlie eine große Überraschung. – In ihrer Filmfassung halten sich die Filmemacher in der Grundstruktur an die berühmte Vorlage von Roald Dahl aus dem Jahr 1964, reichern sie aber mit Rückblenden an, die erklären, wie Willy zu einem solchen Sonderling werden konnte. Johnny Depp eignet sich die Melancholiker-Figur des Willy Wonka mit viel Fingerspitzengefühl an. Angeregt von der fantastischen Vorlage gibt Burton seinem Einfallsreichtum die Sporen: Von Schokoladen-Wasserfällen bis zu durchsichtigen Drachenbooten aus Zucker reicht das Spektrum der bonbonfarbenen Dekors. Amüsiert Burton die Erwachsenen mit allerlei Zitaten aus der Filmgeschichte, so dürften gerade junge Zuschauende Gefallen an den Umpa Lumpas finden. Willys winzige Helfer sehen alle gleich aus: Sie sind gleichsam digitale Klone des zwergenhaften Schauspielers Deep Roy. Sympathisch ist vor allem die 'Botschaft' des Fantasy-Märchens: Auch in einer kapitalistischen Industriegesellschaft können sich am Ende menschliche Werte wie Aufrichtigkeit, Solidarität, Rücksichtnahme und Gemeinsinn auszahlen.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.08.2005