In der "Cidade de Deus", der "Stadt Gottes" können Kinder nur von einer unbeschwerten Kindheit träumen. Die berüchtigte Favela, eines der Elendsviertel von Rio de Janeiro, ist geprägt von Armut, Drogenhandel und Gewalt. Sie geht vor allem von rivalisierenden Gangs aus und wird von der Polizei eher geduldet als bekämpft. In dieser Umgebung wachsen der rücksichtslose Dahindo und sein Freund, der schüchterne Buscapé, auf. Ihre Wege trennen sich, als Dahindo in den Kokain-Handel einsteigt und Buscapé lieber Fotograf werden will. Viele Jahre später ist Dahindo zum blutrünstigen Drogenboss des Viertels aufgestiegen. In dem angesehenen Farbigen Mane erwächst ihm ein neuer Gegner, der sich an ihm wegen der Vergewaltigung seiner Freundin rächen will und die Kinder und Jugendlichen der Favela hinter sich weiß. Buscapé dokumentiert mit seiner Kamera die eskalierende Gewalt zwischen den beiden Gangs und wird als Fotograf berühmt. Aber auch er muss sich entscheiden, auf welcher Seite er stehen möchte. – Drogenhandel, rivalisierende Gangs, Machogehabe, die Polizei als Freund und Helfer nicht immer nur auf der Seite des Gesetzes, aus diesem Stoff sind viele Filme gemacht und vornehmlich spielen sie in der Unterwelt amerikanischer Großstädte, sind gut ausgeleuchtet und mit bekannten Darstellern besetzt. Um vieles authentischer, sozialkritischer und politisch brisanter wirkt dagegen City of God von Fernando Meirelles. Er zeigt das von Armut und Ohnmacht bestimmte Leben in den Favelas einer südamerikanischen Metropole und den rücksichtslosen Kampf um Geld und Macht in buchstäblich atemberaubenden Bildern nicht aus der Perspektive des neugierigen Außenstehenden, sondern aus der von Menschen, die täglich mit dieser Gewalt leben müssen.
Autor/in: Holger Twele, 01.05.2003