In einer überbevölkerten Welt wohnt nur der privilegierte Teil der Menschheit in abgesicherten Metropolen, während die Masse in wüstenähnlichen Arealen haust. Nur wer eine Papelle besitzt, eine Kombination aus Visum, Personalausweis und Versicherung, darf in die Städte einreisen. Deshalb sind die Papellen begehrt und werden gefälscht. Um einen solchen Betrug aufzudecken, reist der verheiratete Versicherungsagent William von Seattle nach Shanghai. In der Sphinx Corporation findet er in der hübschen Maria rasch die Fälscherin, verrät sie aber nicht, sondern verliebt sich in sie. Die Affäre bleibt nicht folgenlos: Maria wird wegen eines Code 46-Verstoßes festgenommen. Dieser besagt, dass Menschen mit ähnlichem genetischen Profil keine gemeinsamen Kinder zeugen dürfen. In einer Klinik lassen die Behörden Marias Schwangerschaft beenden und die Erinnerung an William löschen. Dieser findet unterdessen heraus, dass Maria die gleiche genetische Identität wie seine Mutter hat. – Winterbottom legt mit Code 46 eine kühle Kombination aus düsterem Science-Fiction-Film und tragischer Romanze vor, die durch Film-Noir-Elemente eine reizvolle Note erhält. Der Kontrast zwischen tristen Wüstengegenden und übervölkerten Mega-Städten auf einer durch die Klimaerwärmung unwirtlich gewordenen Erde verstärkt den Charakter einer Negativ-Utopie, wobei die sperrige Inszenierung die Einfühlung des Publikums erschwert. Die autokratische Gesellschaft, in der genetische Manipulationen und das Klonen von Menschen selbstverständlich sind, lässt sich nur durch äußerst restriktive Kontrollmechanismen regieren und erweist sich insofern als filmische Warnung vor einer zivilisatorischen Entwicklung, in der Menschen- und Bürgerrechte nur noch begrenzte Gültigkeit haben und Reisen über Grenzen hinweg zum Luxusartikel geworden sind.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.03.2005