Inhalt
Die Serbin Ruža hat sich 25 Jahre nach ihrer Flucht aus dem damaligen Jugoslawien in der Schweiz eine neue Existenz als Kantinenbesitzerin aufgebaut. Dort arbeitet auch Mila, eine glücklich verheiratete Hausfrau, die vor Jahrzehnten aus dem heutigen Kroatien in die Schweiz kam und vom Leben im eigenen Häuschen in der alten Heimat träumt. Zu den beiden Frauen stößt Ana, die gerade in Zürich angekommen ist. Die Bosnierin hat ihren Bruder im Krieg verloren und irrt nun wurzellos, aber fröhlich durch Zürich. Von Anas unkomplizierter Hilfsbereitschaft beeindruckt stellt Ruža die junge Frau in ihrer Kantine ein. Zwischen den beiden eigensinnigen Frauen entwickelt sich langsam eine Freundschaft. Doch Ana trägt eine traurige Gewissheit mit sich – sie hat Leukämie.
Umsetzung
Als Tochter bosnisch-kroatischer Eltern in der Schweiz aufgewachsen, arbeitet die Regisseurin souverän mit den Schauspielerinnen unterschiedlicher Nationalität und stellt mit dem Porträt dreier Frauen aus Ex-Jugoslawien auch aktuelle politische Bezüge her. Die filmischen Mittel unterstützen den präzisen Blick auf die drei Hauptfiguren, zum Beispiel gibt es überdurchschnittlich viele Groß- und Detailaufnahmen. Auch in den Bildkompositionen dominiert die Wechselwirkung von Vordergrund und Hintergrund, was ebenfalls den Blick auf Details und die Beziehungen zwischen den Menschen lenkt. Die Verwendung mehrerer Sprachen verdeutlicht die unterschiedliche Herkunft der Haupt- und Nebenfiguren und verleiht dem Film Authentizität.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Mit dem Thema Migration ermöglicht der Film – auf Basis der speziellen politischen Geschichte Ex-Jugoslawiens – durch die "Innenansicht" auf die drei Protagonistinnen eine differenzierte Auseinandersetzung: Neben seiner Sicht auf gesellschaftspolitische Aspekte eröffnet der Film einen empathischen Zugang zum Dasein als Migrant/in, zeigt die Beweggründe auf, warum Menschen in ein anderes Land gehen, und kann so ein tieferes Verständnis für 'Fremde' vermitteln. Für die Bereiche Sprache und Ethik sind besonders die Beschäftigung mit Rollenbildern sowie die Beziehung der Frauen miteinander von Interesse.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
22.12.2006, Vision Kino 2006.