Zwei Männer treffen sich zufällig in einem kleinen französischen Dorf: Milan, der als einziger Reisender wie ein Westernheld aus dem Zug steigt, um die örtliche Bank zu überfallen, und Manesquier, ein Lehrer im Ruhestand kurz vor seiner Herzoperation. Während der Pensionär von einem Leben als Abenteurer träumt und den nur mit einer Sporttasche reisenden Fremden bewundert, möchte der Kriminelle am liebsten nur einen Fixpunkt finden und irgendwo zu Hause ankommen. Trotz verschiedener Lebenserfahrungen befreunden sich die beiden. Sie haben drei Tage Zeit, um herauszufinden, was wohl gewesen wäre, wenn jeder von ihnen einen anderen Weg eingeschlagen hätte. – Patrice Leconte gelingt ein Meisterstück an subtiler Beobachtung. Nach der sehr unwahrscheinlich wirkenden Begegnung nähern sich die Männer an und schauen sich gegenseitig die Verhaltensweisen ab. So schmaucht Milan ein Pfeifchen und probiert sogar Pantoffeln an, und der sonst so schüchterne Manesquier wagt es, sich im Lokal über Lärm zu beschweren. Das Duo genießt den kleinen Ausflug in die Welt des anderen, den Versuch zum kleinen Rollentausch auf Zeit. Zwar kann letztendlich doch niemand aus seiner Haut heraus und jeden erwartet das ihm eigene Schicksal. Aber es ist schön anzusehen, wie sich Wunsch, Traum und Wirklichkeit für einen kurzen Moment mischen.
Autor/in: Margret Köhler, 01.11.2005