Ein russlanddeutsches Ehepaar aus Sibirien kann mit seinem zehnjährigen Sohn Heinrich endlich nach Deutschland ausreisen. Der geplante Neuanfang in München gestaltet sich für die Familie alles andere als einfach, besonders Heinrich findet nur schwer Anschluss. Sein großer Traum ist es, später einmal Astronaut zu werden. Nach einem heftigen Streit mit seinem Vater, der ihn als Waisenkind nur adoptiert hatte, reißt er von zuhause aus und versteckt sich in einer Gartenkolonie. Dort trifft er auf illegal eingewanderte junge Russen, die sich mit kleinen Gaunereien durchs Leben schlagen. Sie nehmen Heinrich zunächst gefangen, doch langsam entwickelt sich zwischen ihnen eine Freundschaft, die Heinrich helfen wird, besser mit der Realität zurechtzukommen. – Dem Spielfilmdebüt des in Belgrad geborenen HFF-Absolventen Vladimir Torbica gelingt es nicht nur, eine Brücke zwischen legalen Aussiedlern und illegalen Einwanderern aus Russland zu schlagen und Verständnis für ihre jeweilige Situation zu wecken. Dank eines rundum überzeugenden Kinderdarstellers und mit einem warmherzigen Inszenierungsstil gelingt es ihm auch, bestehende Vorurteile zu relativieren. Mit seiner berührenden coming-of-age-Geschichte liefert er ein uneingeschränktes Plädoyer für das Recht auf eigene Träume und den Versuch ihrer Realisierung. Der positive Gesamteindruck wird lediglich durch die strikte Fernsehdramaturgie und leichte Drehbuchschwächen gemindert.
Autor/in: Holger Twele, 01.08.2002