Die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs und das Ende des "Dritten Reichs" im April 1945: Adolf Hitler hat sich mit seinen engsten Vertrauten und einigen Generälen im Führerbunker der Berliner Reichskanzlei verschanzt, während die russische Armee bereits vor den Toren der Stadt steht. Obwohl die militärische Niederlage unabwendbar ist und die verbliebenen Truppen ohne Nachschub und personelle Reserven sind, befielt Reichspropagandaminister Joseph Goebbels noch den Volkssturm mit Kindern und alten Männern ins offene Geschützfeuer der gegnerischen Armee. Auch der innerlich längst gebrochene Hitler weigert sich zu kapitulieren oder irgendwelche Rücksicht auf die Zivilbevölkerung zu nehmen. Während auf den Straßen noch Tausende von Menschen sinnlos ihr Leben verlieren, will kaum jemand im Führerbunker die Realität akzeptieren bzw. die Konsequenzen daraus ziehen. Am Ende begehen Hitler und Eva Braun Selbstmord, ebenso das Ehepaar Goebbels, nachdem es zuvor ihre fünf Kinder umgebracht hat. – Der Film von Oliver Hirschbiegel ( Das Experiment ) nach dem Drehbuch von Bernd Eichinger schildert die Ereignisse in der NS-Führungsspitze weit gehend aus der Sicht von Traudl Junge, der persönlichen Sekretärin von Adolf Hitler. Ihre Interviews, die sie zu ihren Erlebnissen erst kurz vor ihrem Tod 2001 für den Dokumentarfilm Im toten Winkel gab, bilden auch den Rahmen des 150-minütigen Films. Er macht ohne jeden Zweifel sehr betroffen und bemüht sich, gerade in der Beschränkung auf die letzten Tage Hitlers noch einmal den Irrsinn des Krieges und der NS-Ideologie wie in einem Brennglas zu fokussieren. So überragend allerdings Bruno Ganz als Hitler agiert, wirken die anderen Personen um ihn herum trotz unbestrittener schauspielerischer Fähigkeiten und vor allem Alexandra Maria Lara als in jeder Hinsicht unberührte makellose Schönheit in der Rolle von Traudl Junge seltsam blutleer. Gerade auch durch die Beschränkung allein auf die letzten Tage im Bunker fernab der brutalen Realität wirkt der ganze Film irreal, man mag es kaum glauben, dass diese fast hilflosen, in ihrem engen Weltbild gefangenen Wesen das Nazi-Schreckensregime angeführt haben, ein Volk in den Abgrund trieben und für 50 Millionen Tote verantwortlich sind. Gerade für eine nachfolgende Generation, die zum Teil nicht einmal mehr Adolf Hitler richtig einordnen kann, kann Hirschbiegels Film auch kontraproduktiv zu einer Aufklärung stehen, statt den Mythos Hitler endgültig zu zerstören und die Banalität des Bösen zu entlarven, ihn als Reaktion auf den irrealen Charakter der Inszenierung gar erneut schaffen.
Autor/in: Holger Twele, 01.09.2004