Im dritten Narnia-Abenteuer werden die Geschwister Edmund und Lucy Pevensie gemeinsam mit ihrem nervigen Cousin Eustachius Scrubb in ein rätselhaftes Gemälde hineingezogen und landen prompt vor dem Bug von Prinz Kaspians Schiff "Morgenröte". Kaspian ist zusammen mit der Maus Reepicheep auf dem Weg zu den "Einsamen Inseln", wo ein weiteres Abenteuer für die Freunde beginnt, denn eine böse Macht bedroht ihr Reich. Einzig eine für alle an Bord schicksalhafte Reise in das Land des Löwen Aslan, auf der sie freundlichen Meerjungfrauen, unheimlichen Monstern und Sklaventreibern begegnen, kann das Königreich Narnia vor dem drohenden Untergang retten.
Stärker noch als in den ersten beiden Teilen setzt
Die Chroniken von Narnia: Die Reise auf der Morgenröte auf eine effektreiche Actiondramaturgie. Größtenteils spielt der dynamisch
montierte Film auf dem Wasser und kann optisch auch durch die nachträgliche 3D-Bearbeitung mit anderen großen Fantasy-Spektakeln mithalten. Genretypische, ausgedehnte
Kamerafahrten in Cinemascope, eine opulente Ausstattung, exotische Schauplätze und
computeranimierte Monstren gehören genauso dazu wie ein wenig augenzwinkernder Humor. Im Fokus bleibt die Mission der heranwachsenden Geschwister, ihr Königreich Narnia vor der "Herrschaft des Bösen" zu bewahren – eine Aufgabe, die auch ihre Solidarität auf eine harte Probe stellt. Erst zum Ende hin kommt der christlich-moralische Subtext der Romanvorlage voll zum Tragen.
Der Unterschied zwischen Romanvorlage (1955) und Verfilmung wäre ein erster Diskussionsansatz, zumal sich einige Handlungselemente im Film besser aus der Kenntnis der Vorlage von C.S. Lewis erschließen. In den 1950er-Jahren unter dem Eindruck des 2. Weltkriegs entstanden, reflektiert seine fantasievolle Gegenwelt einerseits die gerade durchlebte Kriegsrealität, andererseits auch das Unsicherheitsgefühl des beginnenden Kalten Krieges. Ein psychologischer Anknüpfungspunkt könnte die Frage sein, was die Bücher heute wieder so beliebt macht und warum sich Hollywood dafür interessiert. Neben dem zentralen Kampf zwischen Gut und Böse und den Themen Freundschaft und Vertrauen bietet nicht zuletzt auch der christliche Kontext des Abenteuerfilms (hier: sieben Prüfungen) fruchtbare Möglichkeiten zur Analyse.
Autor/in: Ingrid Beerbaum, 27.07.2011
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