Für die Bewohner/innen einer riesigen Wohneinheit gibt es nichts außerhalb ihres eng begrenzten und streng bewachten Lebensraums. Mitte des 21. Jahrhunderts soll die Welt außerhalb ihrer Sicherheitsmauern hochgiftig kontaminiert sein. Eine tägliche Lotterie entscheidet darüber, wer auf eine Insel gehen darf, angeblich der einzige Ort auf der Welt, an dem die Umwelt noch intakt geblieben ist. Der erste, der an dieser Version zu zweifeln beginnt, ist Lincoln Six-Echo, der nun schon drei Jahre darauf wartet, selbst einmal das große Los zu ziehen. Er findet durch Zufall heraus, dass alle Bewohner/innen des Turms menschliche Klone sind, gezüchtet allein zu dem Zweck, bei Bedarf als Ersatzteile für das menschliche Original zu dienen. Aber wie die Welt draußen aussieht, weiß er nicht. Gemeinsam mit seiner Mitbewohnerin Jordan Two-Delta, die gerade auf die ominöse Insel geschickt werden soll, wagt er die Flucht. Aber der Konzern, dem ein Milliardengeschäft wegzubrechen droht, lässt nicht mit sich spaßen und setzt alles daran, die Flüchtigen zu töten. – Was heute erst angedacht und unter dem Anspruch diskutiert wird, später Menschen mit Gebrechen und schweren Krankheiten vielleicht einmal helfen zu können, hat Michael Bay in seinem Science-Fiction-Thriller konsequent zu Ende gedacht: Haben menschliche Klone, die mehr als nur pulsierendes Gewebe sind und ein eigenes Bewusstsein entwickeln, nicht dasselbe Anrecht auf Leben wie jeder andere Mensch? Und wird es die Menschenrechte in der heutigen Form auch dann noch geben, wenn das Klonen zu einer milliardenschweren Industrie geworden ist? Michael Bay ist nicht der erste Regisseur, der sich solche Fragen stellt, und leider beantwortet er sie auch nur in der sehr eindimensionalen Weise eines rasanten Actionfilms. Dieser versucht sich ungeniert an großen Filmvorbildern von Flucht ins 23. Jahrhundert über Der Blade Runner bis zu Matrix und macht seine Protagonisten/innen, die waghalsige Stunts problemlos überstehen, unverletzbar wie James Bond, was dem sensiblen Thema des Menschseins eigentlich zuwiderläuft. So wie die Turmbewohner/innen durch holografisches Blendwerk in ihrer Realitätswahrnehmung getäuscht werden, steckt hinter dem großen technischen Aufwand wieder nur eine dramaturgisch recht einfach gestrickte Geschichte, die aber immerhin mit sympathischen Hauptdarstellern/innen besetzt ist.
Autor/in: Holger Twele, 01.08.2005