Im Jahr 1952 unternehmen der asthmakranke 23-jährige Medizinstudent Che Guevara und sein Freund, der Biochemiker Alberto Granado, eine neunmonatige Reise durch Lateinamerika. Sie führt von Buenos Aires in Argentinien über Chile und Peru bis nach Venezuela. Dort wollen sie rechtzeitig zu Albertos 30. Geburtstag ankommen. Die beiden Abenteurer starten mit wenig Geld und einer schlechten Ausrüstung. Ihr klappriges Motorrad ist den schlechten Straßenverhältnissen nicht gewachsen und gibt bald seinen Geist auf, so dass die beiden zunächst zu Fuß weiterziehen müssen und oft an den Rand totaler Erschöpfung geraten. Unterwegs lernen sie viele Menschen kennen, die häufig in sehr einfachen und ärmlichen Verhältnissen leben müssen, besuchen auch eine große Leprastation und mischen sich entgegen den Anweisungen der leitenden Nonnen unter die Kranken, um Solidarität mit ihnen zu bekunden. Am Ende ihrer Reise hat sich ihre Einstellung zum Leben und zur Umwelt grundlegend geändert. Während sich Alberto mit größerem Verantwortungsgefühl wieder seiner wissenschaftlichen Arbeit zuwendet, entscheidet sich Che für ein stärkeres sozialpolitisches Engagement. – Che Guevara ist als bedeutender Revolutionsführer in die Geschichte eingegangen und dient insbesondere vielen Jugendlichen immer wieder als Vorbild. Aber als Revolutionär wird man nicht geboren. Che Guevara stammt aus bürgerlichen Verhältnissen und wollte eigentlich Arzt werden. Die entscheidende Wende in seinem Leben kam offenbar durch diese Reise. Er hat sie in seinem auch veröffentlichten Tagebuch dokumentiert, auf dem Walter Salles' Film basiert. Salles setzt auf starke Identifikation mit seinem Tagebuchhelden. Die Reise beginnt als klassische Abenteuergeschichte, Liebeserfahrungen und andere Freuden des Lebens inbegriffen. Vor imposanter Landschaftskulisse ändert sich langsam der Blickwinkel der Kamera, fast unmerklich tritt die soziale Tragödie der lateinamerikanischen Länder mit Armut, Ausbeutung, Unwissen und Unterversorgung in allen wichtigen Lebensbereichen zutage. Von den Ursachen erfährt man wenig, eine politische Analyse findet noch nicht statt. Und doch wird spürbar, wie die Eindrücke die Reisenden veränderten, ein Erkenntnisprozess, der sich auf das Publikum überträgt. Ein schöner, intensiver und nachdenklich stimmender Film, der insbesondere die Gefühle und die Ideale Jugendlicher ansprechen dürfte.
Autor/in: Holger Twele, 01.10.2004