Disconnect erzählt anhand dreier Episoden von den Auswirkungen moderner Kommunikationsmittel auf das Alltagsleben: Teenager und Einzelgänger Ben glaubt im Netz endlich eine verständnisvolle Freundin gefunden zu haben und ahnt nicht, dass hinter dem Profil gehässige Klassenkameraden stecken. Cindy verliert sich hingegen in Selbsthilfeforen, um den Tod ihres Kindes zu verarbeiten, während ihr Mann Derek sich beim exzessiven Onlinepoker ablenkt. Als kriminelle Hacker sein Konto plündern, steht plötzlich ihrer beider Existenz auf dem Spiel. In einer weiteren Geschichte wittert die aufstrebende Fernsehjournalistin Nina eine gute Story bei einer Cybersex-Website, wo offensichtlich Minderjährige wie Kyle arbeiten. Jedoch bleibt es nicht ausschließlich beim beruflichen Kontakt. Die Ereignisse überschlagen sich.
Dokumentarfilmer Alex Rubin spürt in seinem Spielfilmdebüt dem Einfluss der neuen Kommunikationstechnologien auf die zwischenmenschlichen Beziehungen nach. Dabei verlaufen die drei Episoden mal parallel, mal sind sie miteinander verknüpft. Rubin arbeitet mit Elementen des Dramas und Thrillers gleichermaßen und lässt keinen Zweifel am Gefahrenpotenzial der neuen Medien. Die drei dramaturgisch dicht und atmosphärisch erzählten Storys können dafür fast als exemplarisch gelten und hinterlassen nicht zuletzt wegen der erstklassigen Darsteller/innen einen tiefen Eindruck. Patentrezepte zur Lösung des Dilemmas bietet der Film zwar nicht an, lässt aber die Zuschauenden das eigene Verhalten hinterfragen.
Anknüpfend an die aktuelle NSA-Debatte sowie das anhaltend große Interesse von Wirtschaftskonzernen oder auch Kriminellen an unseren persönlichen Daten kann der Film ein guter Ausgangspunkt sein, um die Herausforderungen und Chancen von Internet und Sozialen Medien zu diskutieren – sowohl in gesellschaftlicher, politischer als auch privater Hinsicht. In diesem Zusammenhang könnten die Schüler/innen als so genannte "digital natives" das eigene Nutzungsverhalten kritisch überprüfen. Nicht zuletzt bieten die Episoden über Cybermobbing und die Ausbeutung von Jugendlichen auf der Cybersex-Website eine spannende Grundlage, um Themen wie die ethische oder soziale Verantwortung sowie Kriminalität im Netz aufzugreifen.
Autor/in: Ingrid Beerbaum, 16.01.2014
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