In der Stadt Libreville in Gabun hoffen alle Bewohner auf den großen Gewinn bei einem neuen Lottospiel. Alle, die es sich leisten können, kaufen Lose. Mougler und seine Freunde von der Straße können es nicht, denn sie leben von frechen Streichen und kleinen Gaunereien. Weil Mougler Geld braucht, um Medikamente für seine kranke Mutter zu kaufen, plant er mit seinen Kumpels den Kiosk der Lotterie auszurauben. Überwacht wird dieser von einem bewaffneten Mann, der in die Glücksfee verliebt ist. Dennoch gelingt der Überfall, aber als Mougler mit der Medizin ins Krankenhaus kommt, ist seine Mutter schon tot. – Der junge Regisseur Imunga Ivanga bietet ein aktuelles Panorama schwarzafrikanischen Stadtlebens. Dôlè – Das Lottospiel ist seit 1987 der erste in Gabun gedrehte Film. Wie der brasilianische Film City of God von Fernando Meirelles (wenngleich ohne Schusswaffen und nicht so brutal) dokumentiert er authentisch die trostlose Existenz und Kriminalisierung von Jugendlichen in Armenvierteln und Slums. Die Darsteller sind Laien, junge Schüler, die viele ihrer eigenen Erfahrungen mit in den Film eingebracht haben. Der Handlungsort Libreville steht dabei für viele Städte des Kontinents, in denen Menschen bemüht sind, sich irgendwie durchzuschlagen. Ivanga wirft einen ironisch-bissigen Blick auf die Glücksversprechen, mit denen die Herrschenden versuchen, das Volk bei Laune zu halten: So wird der Gewinner des großen Loses in einem ärmlichen Viertel wie ein König empfangen, das Fernsehen feiert ihn als Star und suggeriert, dass jeder über Nacht Millionär werden könne. Und wer es nicht ist, wie Mouglers Mutter, der muss sterben, weil es weder so etwas wie Sozialhilfe noch eine Krankenversicherung gibt. Große Bedeutung kommt auch der Filmmusik zu, denn der Rap gilt als die Musik schlechthin für Afrikas Jugend und ihren Protest gegen die herrschenden Verhältnisse.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.05.2003