Ana, die begabte 18-jährige Tochter einer mexikanisch-amerikanischen Familie in Los Angeles, würde gerne studieren. Abgesehen von fehlenden finanziellen Mitteln sind ihre Eltern damit aber prinzipiell nicht einverstanden. Ana soll stattdessen in der Schneiderwerkstatt der älteren Schwester arbeiten, in der auch die Mutter viele Jahre ihres Lebens unter harten Arbeitsbedingungen geschuftet hat, später einen Mann heiraten und zur Verwirklichung dieses mütterlichen Lebensideals endlich ein paar ihrer überflüssigen Pfunde loswerden. Widerstrebend fügt sich die selbstbewusste junge Frau zunächst in ihr Schicksal, doch die Rebellion gegen die elterlichen Wertvorstellungen lässt nicht lange auf sich warten. – Mit ihrem ersten Spielfilm landete die kolumbianische Regisseurin gleich einen Hit der American-Independent-Szene bei Kritikern/innen und Publikum gleichermaßen. Humorvoll und temporeich variiert sie das bekannte Coming-of-Age-Thema der Ablösung vom Elternhaus mit dem kulturellen Zwiespalt einer mexikanischen Einwandererfamilie in die USA. Seine gesellschaftliche Brisanz und seinen besonderen Charme gewinnt der Filme aber vor allem dadurch, dass Ana nicht nur um ihre Selbstständigkeit und um ihre Selbstverwirklichung kämpft. Sie wendet sich auch offen gegen die Ausbeutung durch die Reichen, denen viele arme Einwandererfamilien nahezu schutz- und rechtlos ausgeliefert sind. Für wenig Lohn und mit vielen Überstunden stellen die Näherinnen Abendkleider her, die später in teuren Boutiquen für ein Vielfaches ihrer Herstellungskosten verkauft werden. Kämpferisch verteidigt Ana auch ihre Körperfülle gegen die Vorurteile und Schlankheitsideale der Gesellschaft und insofern hält der Film auch das, was er im Titel verspricht.
Autor/in: Holger Twele, 01.05.2004