Köln 1944 im Zweiten Weltkrieg: Eine Gruppe von jungen Männern, die sich "Edelweißpiraten" nennen, opponiert gegen die Nazis. Einer von ihnen ist der 17-jährige Karl, der mit seinem jüngeren Bruder Peter allein lebt, nachdem die Mutter bei einem Bombenangriff umkam und der Vater an der Front kämpft. Cilly, die Verlobte des gefallenen älteren Bruders, versucht mit Karls Hilfe, ihre Kinder durch den Krieg zu bringen. Sie nehmen den verletzten KZ-Flüchtling Hans auf, in den sich Cilly verliebt. Einige der Jugendlichen planen mit Hans ein Attentat auf die Gestapo, doch die Pläne fliegen auf. Die Gestapo stürmt das Haus und findet in Cillys Wohnung zwei Jüdinnen und ein imposantes Waffenlager. Karl und Hans wollen Cilly befreien, aber die Aktion scheitert, die meisten Edelweißpiraten werden gefasst. Allen droht der Galgen. – Nach dem großen Erfolg von Marc Rothemunds Sophie Scholl – Die letzten Tage kommt mit den Edelweißpiraten ein weiteres Drama ins Kino, das vom deutschen Widerstand gegen die Nazis erzählt. Dabei würdigt Regisseur Niko von Glasow Menschen, die im Gegensatz zu Sophie Scholl und den Mitgliedern der "Weißen Rose" kaum bekannt wurden und lange Zeit sogar als Kriminelle galten, weil ihr Engagement von keinem politischen Bewusstsein geleitet war. Erst 2003 erfolgte ihre offizielle Anerkennung in Deutschland als Widerstandskämpfer/innen und ihre Rehabilitierung. Im Film wird die Geschichte von Jean Jülich, einem der letzten Überlebenden der Köln-Ehrenfelder Edelweißpiraten, erzählt und erhält damit besondere Authentizität. Glaubwürdig, packend und ohne falsches Heldenpathos vermittelt Regisseur von Glasow einen verstörenden Einblick in den Alltag der Nazidiktatur. Gleichwohl geht es nicht nur um historische Fakten, erst die menschlichen Tragödien und Konflikte lassen die Ereignisse unter die Haut gehen: Eifersucht und Rivalität zwischen Karl und Hans um die Liebe der Frau, vor allem aber der finale Konflikt zwischen den Brüdern: Karl will den standhaften Peter um jeden Preis retten und verrät ihn, doch der Schuss geht nach hinten los. Ein bedrückendes Kammerspiel, das zugleich ein beklemmendes Stück Zeitgeschichte ist.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.11.2005