Die 17-jährige Eva ist eine Außenseiterin. Sie leidet an dem Tourettesyndrom, einer neuro-psychiatrischen Störung, die sogenannte Tics hervorruft. Unkontrollierbare Grimassen, Zuckungen und obszöne Beschimpfungen fallen darunter, durch die Fremde regelmäßig vor den Kopf gestoßen werden. An einen Freundeskreis, die erste Liebe oder gar an eine Lehrstelle wagt das aufgeweckte Mädchen nicht zu denken, geborgen fühlt sie sich nur in einsamer Natur und bei ihrer Familie. Als ihr Vater jedoch arbeitlos wird und ein Jobangebot in Berlin erhält, droht der Familie der Umzug. Für Eva ein Schreckensort. Also versucht sie Arbeit zu finden und sich der Außenwelt zu stellen.
Aus dem Off erzählt Eva, welche Probleme ihr der "Schluckauf im Gehirn" bereitet. Selbstironsich und schicksalsergebnen zugleich erklärt sie das Tourettesyndrom, bebildert von einer albtraumhaften Szene, in der Evas Mund hinter eine Klarsichtfolie nach Worten und Luft ringt.
Ein Tick anders funktioniert als Komödie, ohne Evas Krankheit ins Lächerliche zu ziehen. Groteske Situationen, etwa wenn Eva eine junge Familie als "Kinderficker" beschimpft, zeigen nicht nur das Dilemma des Tourettesyndroms, sondern sorgen für Solidarität mit der grundsympathischen Protagonistin. Deren Bemühungen um ein selbstbestimmtes Leben nehmen zwar rasch eine kriminelle Wendung, enden jedoch in einer märchenhaft einfachen Auflösung.
Nahezu jede Verhaltensauffälligkeit kann bei Fremden und sogar im persönlichen Umfeld Ablehnung und Ausgrenzung evozieren.
Ein Tick anders will für Tourette-Kranke eine Bresche schlagen, indem der Film die Grenzen zwischen "verrückt" und "normal" als fließend definiert, denn auch Evas Familie hat schrullige Eigenheiten. Ausgehend von dem Film können im Unterricht Begrifflichkeiten wie soziale Normalität und psychische Gesundheit hinterfragt werden. Darüber hinaus sollten sowohl die unbewussten als auch offensichtlichen Mechanismen gesellschaftlicher Ausgrenzung sozialer Gruppen oder Individuen reflektiert werden. Daran anschließend kann untersucht werden, welche Möglichkeiten Betroffene in unserer Gesellschaft haben, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.
Autor/in: Cristina Moles Kaupp, 01.06.2011
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