Der aus dem Yemen stammende Yunes studiert in Berlin Verfahrenstechnik. Chris lernt ihn auf einem Gemüsemarkt kennen. Die beiden werden schnell dicke Freunde und Yunes zieht in die Wohngemeinschaft von Chris ein. Zusammen hauen sie auf den Putz und verbringen eine schöne Zeit zusammen mit ihren Freundinnen Julia und Nora. Doch langsam beginnt Yunes sich zu verändern, er wird unausstehlich und entwickelt sich zum zornigen Fundamentalisten. Eines Tages ist Yunes spurlos verschwunden und hat auch jeden Kontakt mit früheren Studienkollegen abgebrochen. Dann kommt der 11. September und Chris macht sich besorgt auf die Suche nach seinem Freund. – Stimmiger und differenzierter als Max Färberböck in September setzt sich Elmar Fischer in seinem Debütspielfilm ebenfalls mit dem 11. September und seinen Auswirkungen auf menschliche Beziehungen auseinander. Die Suche von Chris nach dem verschwundenen Freund entwickelt sich zu einem intensiven Kammerspiel um Vertrauen und Misstrauen, Verständigung auf privater Ebene und kulturelle Unvereinbarkeiten, echte und missbrauchte Freundschaft. Über den konkreten politischen Bezug des 11. September hinaus arbeitet der Film sehr gut heraus, wie sich grundsätzlich die Begegnung mit dem Fremden durch vorsichtige Annäherung in Vertrautes verwandeln, aber auch wieder in Unbegreifliches auflösen kann und zu falschen Reaktionen auf beiden Seiten führt. Lediglich die achronologischen Rückblenden des Films sind etwas kompliziert geraten, aber das kann den insgesamt positiven Gesamteindruck nicht trüben.
Autor/in: Holger Twele, 01.12.2003