In ihrem zweiten Kinofilm nach dem Welterfolg Mikrokosmos , einem brillanten Dokumentarfilm über Insekten, widmet sich das französische Filmemacherduo Claude Nuridsany und Marie Pérennou einem ungemein größeren Thema. In Genesis setzen sich die beiden, die Fotograf/in, Kameraleute, Autor/in und Regisseur/in gleichzeitig sind, mit dem Mythos der Schöpfung auseinander. Wie entsteht das Leben? Wie entstand die Welt? Was sind die Geheimnisse der Evolution? Das sind zentrale Fragen ihrer philosophisch angehauchten Doku-Sinfonie. Antworten gibt ein afrikanischer Schamane, der von dem alten Schauspieler Sotigui Kouyaté aus Mali verkörpert wird. In der bilderreichen Sprache der Mythen und Märchen und mit einer guten Portion Humor erzählt er als weiser Mann von der Geburt des Universums und der Sterne, von den vulkanischen Anfängen der Erde bis zum Auftauchen erster Lebensformen. – In sechsjähriger Arbeit sammelte das Regiegespann Nuridsany/Pérennou imposante Tieraufnahmen an vielen Originalschauplätzen von Island über Madagaskar bis Polynesien. Einige Sequenzen entstanden auch in ihrem Haus und im Studio. Unterstützt von einem vorzüglichen Sound Design und einer behutsam eingesetzten Musik gelingt es den beiden immer wieder, der Natur Momente von poetischer Schönheit zu entlocken und zu einem faszinierenden Bilderreigen zu vereinen. Leider verfallen sie aber auch oft in die Manier alter Disney-Filme, Tiere zu vermenschlichen. Auch wenn der allzu märchenhafte Kommentar des Schamanen manche Plattitüden auftischt, so verblüffen doch immer wieder exzellente Naturaufnahmen wie die des balinesischen Seeteufels, der mit seinem Clownsgesicht mit einer Art Köderhorn selbst angelt und Zeugnis davon gibt, wie einfallsreich die Natur sich stetig weiter entwickelt.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.10.2004