Nach sechs Monaten Haft wird Mike aus dem Gefängnis entlassen. Er kehrt in eine altbekannte Welt zurück: Vor den Toren der Justizvollzugsanstalt steht sein bester Freund Uli, der gleich eine neue Idee hat, das schnelle Geld zu verdienen. Zu Hause warten sein geistig behinderter Bruder Günni und ein mürrischer Vater, der Günnis Freude über die Rückkehr von "Verbrecher-Mike" nicht teilen kann oder will. Wie er befürchtet, nehmen die alten Abhängigkeiten seinen Sohn schnell wieder in Besitz. Denn Mike hat noch Schulden zu begleichen und sucht den Mann, der ihn verraten hat. Sein Entschluss, von nun an ein ehrliches Leben zu führen, kollidiert mit der Realität und dem vergeblichen Versuch, die Vergangenheit einfach hinter sich zu lassen. – Vor dem Hintergrund einer problematischen Resozialisierung erzählt der Film in erster Linie einen Generationenkonflikt und eine von schweren Vorwürfen getragene Vater-Sohn-Beziehung. Sie ist geprägt von jahrelanger Sprachlosigkeit und gegenseitigem Unverständnis. Der Vater hält Mike für einen Kriminellen, doch dieser überschreitet nur Grenzen, weil er für seine Ideale einstehen will. Weil beide keine gemeinsame Sprache finden, operieren sie im Verborgenen, um einander doch zu helfen und das führt zu neuen Verwicklungen und Missverständnissen. Der Film zeichnet die beiden Figuren so authentisch und vielschichtig, dass auch der Zuschauer sie nicht einfach in Gut oder Böse einteilen kann.
Autor/in: Dinah Münchow, 01.05.2003