Aggressionen, Gewalt, die mitunter verzweifelte Suche nach Nähe und Liebe – alle menschlichen Regungen und Konfliktpotenziale des Alltags geraten an ihren Siedepunkt, wenn die Luft zu flirren anfängt und die heißeste Zeit des Jahres beginnt. Zwölf Personen im kulturellen Niemandsland südlich von Wien bekommen das hautnah zu spüren. Sechs sich teilweise überlagernde Geschichten berichten von diesem Ausnahmezustand blank liegender Gefühle und Nerven. Eine verwirrte Anhalterin provoziert alle, die ihr helfen wollen, ein Alarmanlagenvertreter macht Jagd auf Autovandalen und findet in ihr ein willkommenes Opfer. Ein geschiedenes Paar ignoriert und schikaniert sich im gemeinsamen Haus, ein älterer Herr macht sich an seine Haushälterin heran, ein junges Mädchen wird von ihrem eifersüchtigen Freund bedrängt und eine Lehrerin von zwei Männern gedemütigt, die sie angeblich lieben. – Ulrich Seidls fast dokumentarisch wirkender Blick auf die Abgründe des menschlichen Miteinanders ist gnadenlos, messerscharf und formal brillant in Szene gesetzt. Seinem so unbequemen wie faszinierenden Film kann man sich emotional kaum entziehen. Er ist klare Analyse und Provokation in einem. Und wenn am Ende ein Wolkenbruch die Figuren und das Publikum erlöst, wirkt das fast schon wie ein bisschen Glück.
Autor/in: Holger Twele, 01.08.2002