Im kalten Frühling in New York muss sich die junge Naina um den Lebensunterhalt der Familie kümmern, seit sich ihr indischstämmiger Vater das Leben genommen hat. Sehr brav und diszipliniert besucht sie mit ihrem charmanten Studienkollegen und Möchtegern-Frauenheld Rohit Uni-Seminare zur Betriebswirtschaft, bis sie den charismatischen Aman kennen lernt. Ohne zu ahnen, dass dieser todkrank ist, lässt sie sich von seiner ungeheuren Lebenslust mitreißen. Bei einem gemeinsamen Ausflug beschließt Rohit, die beiden zusammenzubringen. Doch Naina hat sich bereits in Aman verliebt. – Vor gut einem Jahr brachte Rapid Eye Movies mit dem Hindi-Epos Sometimes happy, sometimes sad eine der ersten Bollywood-Produktionen in die deutschen Kinos. Mit Indian Love Story wagt sich der kleine Kölner Verleih nun erneut an eine indische Großproduktion, die mit 187 Minuten abermals die Geduld westlicher Kinogänger/innen herausfordert. Pendelte die Story des ersten Films noch zwischen Indien und London, so spielt Indian Love Story komplett in New York und vereint am Beispiel ausgewanderter indischer Familien spielerisch die indische Filmkultur mit der westlichen. Die gefällige Inszenierung des Feel-Good-Movies erwies sich in den USA und Großbritannien bereits als Kinohit und erhielt in Indien sechs Film Fare Awards. Die zentralen Ingredienzien des Bollywood-Films bleiben trotz des amerikanischen Spielorts und der 'westlichen' Verpackung erhalten: viel Gefühl, ein dramatischer Plot, farbenprächtige Kostüme, Star-Glamour, ein Happy End und natürlich die unverzichtbaren Gesangs- und Tanznummern. Allerdings stößt der hybride Aufbau des Films (allein sieben Sprachen sind bei den Liedern und Dialogen zu hören) gelegentlich an seine Grenzen und eine aufgepeppte Disco-Tanznummer wirkt dann wie der abgestandene Abklatsch einschlägiger Hollywood-Filme mit Olivia Newton-John und John Travolta. Wirtschaftliche und soziale Probleme kommen in der Liebes- und Familien-Saga nur am Rande vor und meist nur dann, wenn sie die emotionalen Verwicklungen vorantreiben. So kitschig das familiäre und amouröse Ränkespiel in einer stilisierten Traumwelt europäischen Augen auch erscheinen mag, der Fröhlichkeit der Inszenierung kann man sich nur schwer entziehen.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.07.2004