Nach rund einem Jahrzehnt meldet sich Werner Herzog, der Veteran des Jungen Deutschen Films, wieder mit einem Spielfilm im Kino zurück. Sein historisches Drama über einen polnischen Kraftmenschen, das auf wahren Begebenheiten beruht, schildert die tragische Geschichte des jüdischen Schmieds Zishe Breitbart aus Ostpolen, der 1932 in den Berliner Variétés zum Missfallen der Nazis als "stärkster Mann seiner Zeit" auftrat. Vor allem im legendären "Palast des Okkulten" von Magier Erik Jan Hanussen, der den Nazis unter seinen Gästen den Sieg Hitlers vorhersagt, wird er als "Siegfried" zu einem Publikumsliebling. Als Zishe sich eines Abends offen zu seiner jüdischen Herkunft bekennt, geraten er und Hanussen aneinander. – Trotz mancherlei guter Ansätze hat Herzog den vielversprechenden Stoff weit gehend verschenkt: Zu naiv zeichnet er den polnischen Emporkömmling, der sein ungläubiges Volk vergeblich vor dem Nazi-Terror warnt, zu schablonenhaft sind die SA-Männer gezeichnet, zu dämonisch wirkt selbst der erfahrene Charakterdarsteller Tim Roth als Hanussen, zu übertrieben schließlich die pompöse Musik des Oscar-Preisträgers Hans Zimmer. Vor allem aber hat sich Herzog in zwei Hauptdarstellern, dem finnischen Athleten Jouko Ahola und der russischen Konzertpianistin Anna Gourari, vergriffen: Das Ausdrucksvermögen der beiden Schauspielamateure wird den Anforderungen der Rollen auch nicht annähernd gerecht. So bleibt eine gut gemeinte Parabel auf die Notwendigkeit der Zivilcourage in schwierigen Zeiten.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.01.2002