USA 1990. Der irakische Präsident Saddam Hussein marschiert nach Kuwait ein, woraufhin Präsident George Bush umgehend eine "defensive" Militäraktion ankündigt, um ein weiteres Eindringen nach Saudi Arabien zu verhindern. An der Operation "Wüstenschild" ("Desert Shield") nimmt auch der 20-jährige Rekrut Swoff teil. Nach einigen Wochen hartem Drill im Trainingslager der Marines wird der junge Mann als Scharfschütze einer Eliteeinheit nach Saudi Arabien geschickt. In der sengenden Wüstenhitze beginnen unerträgliche Monate des Wartens, bis die Rekruten endlich in Marsch gesetzt werden. Der begierig ersehnte direkte Kampf gegen die Iraker bleibt jedoch aus, denn die Attacken werden überwiegend aus der Luft geführt. Schließlich erhalten Swoff und sein Freund Troy doch noch den Befehl, zwei irakische Offiziere zu erschießen. Aber dann wird der Angriff kurzfristig abgeblasen. Enttäuscht und grenzenlos frustriert kehren sie zu ihrer Einheit zurück, wo sie erfahren, dass der Wüstenkrieg nach nur vier Tagen beendet ist.
Bewegend und authentisch schildert Jarhead die Kriegserfahrungen eines jungen Rekruten. Regisseur Sam Mendes schrieb das Drehbuch nach dem gleichnamigen autobiografischen Roman des ehemaligen Soldaten Anthony Swofford. Konsequent aus der Perspektive des jungen "Swoff" erzählt, der die Geschehnisse zugleich aus dem Off kommentiert, ist Jarhead ein reflexiver Antikriegsfilm und zugleich eine Hommage an das Genre. Doch Mendes schildert nicht vorrangig die harte Schinderei für eine zweifelhafte Mission. Die ungleich längere Sequenz spielt in der Wüste, wo die jungen Soldaten, die ihre Vorstellung von Krieg bislang aus den Medien bezogen, nun auf ihren realen Einsatz vorbereitet werden. Eindringlich erzählt Jarhead, wie das Warten, die Angst und permanente Alarmbereitschaft an ihren Nerven zerren, bis sie es schließlich kaum noch erwarten können, ihr Können an der Realität zu messen.
Jarhead – der Titel ist zugleich eine umgangssprachliche Bezeichnung für die Elitesoldaten der US-Marine – gibt kein politisches Statement für oder gegen den Irakkrieg. Bildgewaltig und symbolhaft legt Mendes den Fokus auf die psychologischen Mechanismen des Soldatentums. Ein zutiefst ambivalenter Film, der nicht mit simplen Polarisierungen abspeist, sondern zum Nachdenken zwingt.
Autor/in: Ula Brunner, 18.10.2006