Nach dem Tod von Papst Johannes Paul II und der Wahl von Joseph Ratzinger zum neuen Papst Benedikt XVI scheint das Interesse der Öffentlichkeit an der katholischen Kirche und ihrem Oberhaupt so groß wie selten zuvor. So kommt ein Film über die Lebensgeschichte und das Wirken eines anderen, ebenfalls beliebten Papstes zu einem günstigen Zeitpunkt ins Kino. Papst Johannes XXIII wurde "il Papa buono, der gute Papst" genannt. 1958 wurde Angelo Roncalli, der aus einer Bauernfamilie stammte, zum Papst gewählt. In den fünf Jahren seiner Amtszeit hat er für einigen Wirbel in der katholischen Kirche gesorgt. Seiner Vision der Ökumene kam er 1962 mit der Einberufung des 2. Vatikanischen Konzils näher. Als im Oktober 1962 die Welt während der Kuba-Krise an der Schwelle zu einem Atomkrieg stand, schaltete er sich in die Politik ein. Doch der Papst blieb auch ein Papst der Menschen, er besuchte Gefängnisse und todkranke Kinder. Seine unermüdlich vorgetragene und selbstgelebte "Botschaft für Frieden" eroberte die Herzen der Gläubigen. – Regisseur Ricky Tognazzi zeichnet in seinem Spielfilm die wichtigsten Lebensstationen dieses Papstes nach und konzentriert sich vor allem auf dessen Jahre als Kirchenoberhaupt und auf die Auseinandersetzung mit zweien seiner Freunde. Angelo Roncalli lernt im Priesterseminar den ehrgeizigen und konservativen Mattia kennen, der ihn mehrmals verraten wird. Roncalli verzeiht dem Freund und ernennt ihn zum Kardinal. Nicola, der dritte im Bunde, wird als freidenkender Philosoph von der Kirche exkommuniziert. Angelo Roncalli hält dennoch zu ihm. Papst Johannes XXIII ist in Tognazzis Film ein durch und durch guter Mensch, selbst die widrigsten Lebensumstände vermögen ihm nichts anzuhaben. Die wechselvolle Lebensgeschichte des Angelo Roncalli kann in gut hundert Minuten natürlich nur reduziert dargestellt werden. Dennoch erscheint hier das Gute und Böse zu klar verteilt. Etwas mehr Ambivalenz, mit der zum Beispiel der Widersacher Mattia ausgestattet ist, hätte den "guten Papst" noch menschlicher gemacht.
Autor/in: Dinah Münchow, 01.08.2005