Als Casim, der Sohn streng muslimischer pakistanischer Einwanderer in Großbritannien, seine jüngere Schwester von der Schule abholt, lernt er deren Musiklehrerin Roisin kennen, eine katholische Irin, die nun in Glasgow lebt. Nach mehreren Verabredungen verlieben sich die beiden ineinander. Vor seiner Familie allerdings hält Casim die Beziehung geheim, da sie den Familientraditionen zuwiderläuft. Ohnehin haben die Eltern mit einer unbekannten Cousine längst eine Braut für ihn ausgesucht, die er bald heiraten soll. Aber auch Roisin bekommt in der streng katholisch geführten Schule wegen ihrem muslimischen Freund plötzlich Probleme. Beide müssen sich entscheiden, wie wichtig ihnen ihre Liebe ist und ob sie den Anfeindungen ihrer Umwelt gewachsen sind. – Ken Loach, der für seine gesellschaftskritischen und humorvollen Alltagsdramen vorwiegend aus der britischen Arbeiterklasse bekannt ist, widmet sich in Just a Kiss erstmals ausführlich den Integrationsproblemen und kulturellen Konflikten von Migrantenkindern der zweiten Generation. Sehr differenziert und aus der Sicht aller Beteiligten zeigt er, mit welchen Schwierigkeiten zwei Menschen oft zu kämpfen haben, wenn sie eine kulturelle und konfessionelle Mischehe eingehen wollen. Bringt Loach dem intoleranten Verhalten eines katholischen Priesters nur wenig Sympathie entgegen, werden die Traditionsverbundenheit und das große Zusammengehörigkeitsgefühl von Casims Familie als eigenständige Werte wahrgenommen und anerkannt. Handwerklich versiert und unaufdringlich in Szene gesetzt ist Just a Kiss "nur" eine ehrliche Auseinandersetzung um ein schwieriges Thema, das von den Betroffenen großen persönlichen Mut verlangt und keine einfachen Lösungen anbietet.
Autor/in: Holger Twele, 01.11.2004