Der sechsjährige Lillebror hat sich in seinem neuen Zuhause auf dem Land gut eingelebt. Er und sein bester Freund, der sprechende Zweig Knerten, sind unzertrennlich. Doch als sein Vater auf Dienstreise ist, hat die Mutter einen mysteriösen Fahrradunfall und muss ins Krankenhaus. Allein gelassen mit seinem großen Bruder Philipp glaubt Lillebror nicht an einen "Unfall". Da niemand ihn ernst nimmt, ermittelt er gemeinsam mit Knerten auf eigene Faust. Seine Freundin Vesla unterstützt ihn dabei ideenreich und bringt auch noch einen feschen Birkenzweig namens Karoline mit, in den sich Knerten Hals über Kopf verliebt. Doch gibt es wirklich einen Täter oder nur eine Aneinanderreihung von unglücklichen Umständen?
Nach dem Erfolg von
Mein Freund Knerten (Norwegen 2009) ist
Knerten traut sich die zweite Verfilmung zu der norwegischen Kinderbuchserie aus den 1960er-Jahren. Mit den gleichen tollen Darstellern/innen aber neuer Regie kommt diese Adaption als romantische Detektivgeschichte daher, die rasanter und poppiger als der Vorgängerfilm ist. Dennoch fehlt auch hier nicht der 1960er-Jahre Charme. Durch den virtuosen Einsatz von
Ton,
Kameraperspektiven und
Licht wird einfühlsam die überbordende Phantasie- und Erlebniswelt von Lillebror eingefangen. Spielerisch fließen Genreelemente aus Komödie, Western, Horror-, Abenteuer- und Actionfilm ein. Die
digitale Animation der Holzfiguren passt sich zurückhaltend in die Realhandlung ein und erzählt mit Witz von Knertens Begegnung mit der großen Liebe.
Knerten traut sich bietet sich für die filmpädagogische Arbeit mit sehr jungen Schülern/innen an. Trotz anspruchsvoller filmischer Umsetzung ist der Plot um die Suche nach dem "Mamaüberfahrer" eher einfach gehalten. Über den Umweg der beiden Holzstöckchen erzählt der Film ein wenig bieder aber humorvoll von der ersten zarten Liebe. Gleichzeitig thematisiert er auf einfühlsame Weise kindliche Verlust- und Trennungsängste und die Erfahrung, dass auch Eltern verletzlich sind. Lillebrors Detektivarbeit ermöglicht zudem eine interessante Auseinandersetzung mit den Themen Schuld und Verantwortung. So muss er im Verlauf der Ermittlungen nicht nur erkennen, dass der äußere Schein trügen kann und Verantwortung etwas Relatives ist, sondern sich selbst die Gewissenfrage stellen. Gleichzeitig bietet es sich an, anhand des Films auf einfache Weise über typische Genreelemente zu sprechen.
Autor/in: Kirstin Weber, 05.04.2012
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